Eugenia Hanganu über Street Photography, das Leben in der Stadt und den Weg zum Profi

Eugenia Hanganu What I’ve learned as21 Juni 20246 min read
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In der neuen Folge unserer Serie „Was ich gelernt habe“ teilt die Straßenfotografin Eugenia Hanganu ihre Tipps für beeindruckende Stadtszenen – vom frühen Aufstehen bis zum Vermeiden von Überbelichtung.

Eugenia Hanganu hatte schon während ihrer Studienzeit von Freund:innen und Familie Anfragen für Porträtfotoshootings erhalten. Im Anfangsjahr ihrer Promotion erkannte sie dann, dass sie viel lieber ihrer Kreativität freien Lauf lassen würde, als Gestein zu studieren. Also traf sie 2019 die schwierige Entscheidung, ihr Studium abzubrechen und Profi-Fotografin zu werden. Sie baute ein beeindruckendes Instagram-Portfolio auf, das inzwischen mehr als 18.000 Follower:innen hat. Dies half ihr, von Reisenden, Reiseblogger:innen und Influencer:innen wahrgenommen zu werden, von denen sie regelmäßig Aufträge erhält. Sie plaudert mit dem Nikon Magazin über die Entwicklung eines eigenen Stils und über den Weg von der Hobbyfotografin zum Profi.

Headshot Nikon Creator Eugenia Hanganu
Eugenia Hanganu
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Das steckt in der Kameratasche
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Die eigene Leidenschaft leben

Eugenia stammt aus Moldawien. Sie arbeitete früher in einem Büro in Bukarest, in dem einen Spruch über der Eingangstür jedes Stockwerks hing. Sie konnte ihn von ihrem Schreibtisch aus sehen: „Wenn du tust, was du liebst, musst du nie wieder arbeiten.“ Das traf bei ihr einen Nerv. Als sie feststellte, dass ihr ihr Promotionsstudium für Geologie in Lissabon keinen Spaß machte, beschloss sie ihrem Herzen zu folgen.

„Zu Hause in Moldawien war ich immer die Familienfotografin. Als ich dann zum Geologiestudium nach Lissabon ging, merkte ich, dass das Fach eigentlich doch nichts für mich war“, erinnert sie sich. „Der Umzug in eine neue Stadt jedoch weckte etwas Kreatives in mir. Lissabon bietet wunderschöne Motive – und die nahe gelegene Atlantikküste ist einfach atemberaubend. Damals fotografierte ich viel in meiner Freizeit. Für eine Reise auf die Azoren investierte ich dann in eine Nikon D3300. Bald wurde mir klar, dass ich Fotografin werden wollte.“ Sie hat sich eine gute Präsenz bei Instagram aufgebaut, indem sie mindestens dreimal pro Woche postete und begann, mit Marken, Influencer:innen, Reiseblogger:innen und Reisenden im Allgemeinen zusammenzuarbeiten. Schließlich wurde sie Nikon-Creator.

„Das Wichtigste ist, auf Qualität statt auf Quantität zu setzen“, verrät Eugenia. „Man muss viel üben, um gute Bilder zu bekommen, und dann regelmäßig posten. Ich habe recht schnell 18.000 Follower:innen erreicht. Schnell für die damalige Zeit. Mit Instagram Reels geht das heute einfacher. Ich poste keine Reels, weil ich nicht einfach nur Follower:innen sammeln möchte. Ich möchte vor allem fotografieren – das ist mein Leidenschaft.“

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©Eugenia Hanganu
Erst flexibel sein, dann spezialisieren

Die Fotografie vom Hobby zum Beruf zu machen, ist ein großer Schritt. Eugenia empfiehlt, zunächst die eigenen Fähigkeiten auszubauen und sich dann erst auf ein Lieblingsgenre festzulegen. So lässt sich nicht nur das eigene Handwerk zu verbessern: Es ergeben sich auch zusätzliche Verdienstmöglichkeiten. Während sie ihr Instagram aufbaute und darüber erste Buchungen erhielt, nahm sie parallel auch Aufträge für Firmenporträts und Produktfotografie an.

„Am Anfang meiner Selbstständigkeit habe ich verschiedene Arten der Fotografie ausprobiert. Heute weiß ich, dass ich damit nicht nur mehr Geld verdienen, sondern ich so auch meine Fähigkeiten verbessern konnte. Ich habe immer noch meine Leuchten, sodass ich bei Bedarf auch Studiofotos machen kann. Das hat mich während Corona finanziell über Wasser gehalten.

„Ich mache auch weiterhin Porträtfotografie für lokale Unternehmen in Lissabon sowie für Menschen, die in die Stadt kommen und während ihres Besuchs professionelle Bilder machen lassen wollen. Ich habe einen separaten Instagram-Account für diesen Bereich meiner Arbeit – mit 2.000 Follower:innen.“

Eugenia Hanganu's assets for Nikon magazine
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©Eugenia Hanganu
Licht verstehen und ihm Leben einhauchen

„Wenn ich in einer neuen Stadt bin, ziehe ich schon vor Sonnenaufgang durch die Straßen. Dann ist das Licht einfach am besten“, erklärt Eugenia. „Am liebsten bin ich im Stadtzentrum unterwegs. Zuerst will ich verstehen, woher das Licht kommt. Dann halte ich Ausschau nach schönen Momenten, in denen die Menschen ihrem Alltag nachgehen. Das halte ich dann auf kreative Weise fest.

Wenn ich etwas sehe, das ich schön in Szene setzen kann, dann warte ich nur noch darauf, dass jemand hineinmarschiert und dem Bild Leben einhaucht. Ohne das wäre es für mich nur eine Postkarte. Das ist zwar nicht schlimm, doch ich mag es gern lebendiger.“

Top-Tipp: Holt euch die Infos zu den besten Fotospots einer Stadt nicht auf Instagram – dadurch entstehen nur immer wieder die gleichen Fotos. Lasst euch bei einem Spaziergang von der Umgebung inspirieren.

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©Eugenia Hanganu
Mit der Z 8 die tolle Stimmung bei Gegenlicht und schlechten Lichtverhältnissen einfangen

Eugenia hat ihren ganz eigenen Stil entwickelt, bei dem sie gegen die frühe Morgensonne fotografiert. Sie liebt aber auch das stimmungsvolle Licht bei schlechtem Wetter oder in der Dämmerung, wenn sich der Himmel verdunkelt und die Lichter der Stadt angehen. Scharfstellen und Belichtung können bei diesen Bedingungen manchmal schwierig sein. Nicht aber mit ihrer spiegellosen Nikon Z 8 und ihrem Zoom, dem NIKKOR Z 70-200mm f/2,8 S.

„Ich fotografiere gern gegen das Licht. Dabei muss ich darauf achten, dass die Lichter nicht ausbrennen“, sagt sie. „Deshalb bin ich immer im manuellen Modus und passe auf, dass die weißen Flächen noch Details aufweisen. Ich fotografiere im RAW-Format und weiß, dass ich die Schatten später bei der Bearbeitung immer noch aufhellen kann.

„Deshalb liebe ich die Tatsache, dass die Z 8 spiegellos ist – so kann ich im elektronischen Sucher schon vorher sehen, was ich aufnehme. Ich muss nicht erst ein Foto machen und dann auf den Bildschirm schauen. Ich kann live sehen, wie sich eine veränderte Belichtung auf das Bild auswirkt. Der Autofokus mit Augenerkennung ist für mich ebenfalls unverzichtbar. Damit kann ich auch außerhalb der Bildmitte schauen, um die Schärfe einzustellen, ohne dass ich die Person erst scharf stellen und dann neu ausrichten muss.

„Die Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen ist für mich besonders wichtig. Ich verwende kein Stativ, aber ich fotografiere gern in Situationen mit wenig Licht. Die ISO-Einstellung der Z 8 kann ich problemlos auf 2000 erhöhen, ohne dass es Probleme mit Körnung oder Rauschen gibt. Außerdem arbeite ich gern mit lichtstarken Objektiven. Meine Favoriten sind das NIKKOR Z 70-200mm f/2,8 S und das NIKKOR Z 85mm f/1,8 S, weil ich damit Menschen aus der Entfernung aufnehmen kann. Ich unterbreche Leute nicht gern, damit sie für mich posieren. Ich mache lieber natürliche Aufnahmen von ihnen in ihrer Umgebung – aus etwas Entfernung. Für Porträts verwende ich am häufigsten mein NIKKOR Z 85mm f/1,8 S. Es ist einfach perfekt für Porträts. Und wenn ich bei schlechten Lichtverhältnissen arbeiten möchte, ist es wirklich hilfreich, dass ich die Blende auf f/1,8 öffnen kann.“

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©Eugenia Hanganu
Die wichtigste Lektion, die ich im Laufe der Jahre gelernt habe …

„Man muss konsequent sein, wenn es um den Stil und die Schönheit der eigenen Fotos geht. Kontinuierliches Lernen und Üben ist dafür das A und O“, sagt Eugenia. „Wenn man den eigenen Stil noch sucht, ist es wichtig, jeden Morgen, Mittag, Nachmittag und dann zur Blauen Stunde unterwegs zu sein. Man muss die eigene Arbeit ständig überprüfen und sehen, was man besser machen und wie man seinen Stil weiterentwickeln kann. Es gibt keinen Ersatz für harte Arbeit und Übung.“

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