Bessere Tennis-Fotos mit Wimbledon-Fotografin Corinne Dubreuil
Wer kennt sich im Tennis aus – von den Australian Open bis Wimbledon? Corinne Dubreuil verrät Wissenswertes für Aufnahmen bei Tennisturnieren. Ihr erfahrt, was es bei Rasen- und Sandplätzen, Farben und Perspektiven zu beachten gibt. Außerdem verrät sie ihre bevorzugten Einstellungen.
Wenn ihr in den letzten Jahren Bilder von Wimbledon gesehen habt, waren wahrscheinlich auch die atemberaubenden Aufnahmen von Corinne Dubreuil dabei. Von den Gewinnern des Herren- und Dameneinzels Carlos Alcaraz Garfia und Markéta Vondroušová bis hin zu Aryna Sabalenka, Andy Murray und Novak Đoković: Corinne hat mehr als 30 Jahre lang alle Spieler:innen fotografiert, die wir gerne sehen. Vor dem diesjährigen Turnier teilt Corinne im Nikon Magazin wichtige Tipps und Erinnerungen an Wimbledon 2023.
Nikon Magazin: Wie unterscheidet sich Rasentennis beim Fotografieren von Sandplatztennis?
Corinne: Ein Rasenmatch ist schneller als ein Sandplatzmatch, weil es weniger Ballwechsel hat. Weil es so schnell ist, muss man gut organisiert sein. Oft spielen die Spieler:innen anders und machen nicht dieselben Bewegungen wie auf einem Sandplatz.
Wie unterscheidet sich Wimbledon von anderen Turnieren?
Bei Wimbledon tragen alle Weiß, Farbe als solche steht also nicht im Mittelpunkt. Es stehen nicht so viele Blickwinkel zur Auswahl – man kann Aufnahmen meist nur auf der Ebene des Platzes und ganz nah an den Spieler:innen machen. Manchmal kann man ein bisschen mehr von oben fotografieren und den grünen Platz mit erfassen. Ich fotografiere so viel wie möglich nach oben, vor allem, weil es in Wimbledon keine Bandenwerbung gibt, sodass der Hintergrund des Platzes dunkel ist. Manchmal fotografiere ich Spieler:innen, wenn sie sich abgewendet haben, oder ihr Gesicht, während sie um einen Ball bitten.
Ich benutze das NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S und für mehr Brennweite das wunderbare AF-S NIKKOR 120-300mm f/2.8 E FL ED SR VR mit dem Bajonettadapter FTZ II an meiner Z 9. Diese Kombination ist absolut perfekt für Tennis. Blende 2.8 eignet sich vor allem für Nachtaufnahmen.
Eines der besten Objektive, um Wimbledon auf dem Centre Court zu fotografieren, ist das AF-S NIKKOR 105mm f/1.4 E ED. Der Hintergrund wird wunderschön und die Spieler:innen werden perfekt vor dem Publikum freigestellt.
Ich fotografiere schon seit über zwei Jahren mit der Z 9 und bin begeistert. Davor habe ich mit der D850 fotografiert. Sie ist immer noch perfekt für meine Strandfotografie. Aber ich benutze sie nicht mehr für Tennis, weil sie zu laut ist. Die Z 9 hingegen ist leise. Meine zweite Kamera ist eine Nikon Z 8.
Wie bereitest du dich auf ein Spiel vor?
Ich schaue mir den Spielplan für alle Spiele auf jedem Platz an. Und je nach Auftraggeber mache ich meinen Zeitplan und wechsle von einem Platz zum anderen. Ich überprüfe immer den Spielstand auf meinem Handy, um zu sehen, ob wir kurz vor dem Ende stehen – normalerweise fotografiere ich 15 bis 25 Spiele.
Da ich für den französischen Tennisverband arbeite, konzentriere ich mich oft auf französische Spieler:innen und auf die bekannten Größen. Wenn ich für eine Marke arbeite, fotografiere ich natürlich auch deren Spieler:innen.
Was macht eine gute Tennisaufnahme aus?
Bei einem guten Tennisfoto muss der Ball nicht unbedingt im Bild sein. Ich will nicht nur den Schläger und den Ball einfangen, obwohl das natürlich auch dazu gehört. Ich halte pure Emotionen fest. Ich liebe Gesichter und Kleidung – auch wenn in Wimbledon alles weiß ist. Vor allem aber liebe ich es, die Schuhe der Spieler:innen auf dem Rasen festzuhalten. Der Schläger mit dem Ball ist sicherlich das Letzte, wonach ich suche.
Verwendest du bei Action-Aufnahmen ein Einbeinstativ?
Ein Einbeinstativ macht das Fotografieren definitiv bequemer. Bei allen Objektiven über 300 mm sollte man ein Einbeinstativ verwenden, um seinen Rücken zu schonen.
Was sind deine Standardeinstellungen für die Kamera?
Wenn ich das AF-S NIKKOR 120-300mm f/2.8 E FL ED SR VR verwende, dann nehme ich immer Blende 2.8. Wenn es sonnig ist, wähle ich ISO 200. Wenn es etwas bewölkt ist, gehe ich vielleicht auf 400 oder höher. Wenn ich ein ganz besonderes Foto schaffen möchte – eine Silhouette oder eine Aufnahme am Ende des Tages –, ändere ich die Einstellungen, um die Dunkelheit einzufangen. Dann wähle ich meist eine größere Blende, z. B. 11.
Welche Bildrate verwendest du für Aufnahmeserien während eines Matches?
Die Z 9 macht mit 20 Bildern pro Sekunde extrem schnelle Serienaufnahmen. Ich fotografiere, wenn ich denke, dass es ein guter Zeitpunkt dafür ist. Zwischen den Spielen bearbeite ich meine Bilder direkt in der Kamera, weil das schneller geht als am Computer. Nur die wichtigsten Bilder lade ich herunter.
Wie viel investierst du nach dem Spiel in die Bearbeitung? Würdest du Amateur:innen RAW oder JPEG für ihre Aufnahmen empfehlen?
Ich versuche, nicht zu viel Zeit mit der Bearbeitung zu verbringen. Oft schneide ich die Bilder auf meinem Computer zu, aber sonst lasse ich sie so, wie sie sind. Ich fotografiere auch nur im JPEG-Format. Wenn ich an einem Tag über 20 Spiele fotografiere, würden die RAW-Dateien meinen Computer in die Knie zwingen!
In unserem letzten Interview hast du uns verraten, dass du am liebsten Rafael Nadal fotografierst. Ist das immer noch der Fall?
Ich fotografiere Rafael gerne, weil er sehr ausdrucksstark ist. Zudem ist er nicht nur ein großartiger Meister seines Sports, sondern auch ein wirklich toller Typ. Es gibt jedoch auch sehr gute neue Spieler und Spielerinnen.
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