Der richtige Moment für ein Porträt – mit Esther Horvath
Für die Wissenschaftsfotografin Esther Horvath geht es bei der Aufnahme von Porträts um mehrere Ebenen: die Person, ihre Geschichte und die Umgebung. Für das Nikon Magazin spricht sie über ihre Fotografie in Polarregionen, wie sie das Licht nutzt und über die neue Z 8
Esther Horvath hält Rembrandts Amor mit Seifenblasen hoch.Das Kunstwerk des niederländischen Barockmalers ist auf einer Postkarte zu sehen. Der Kontrast, das Licht und die Darstellung von Schatten sind unverkennbar. Diese Postkarte begleitet Esther auf den monatelangen Foto-Expeditionen in die Arktis. Das Bild erinnert sie immer wieder daran, wie das Licht in ihren Bildern sein soll.
Esther ist eine vielbeschäftigte Frau. Sie ist Dokumentarfotografin, Fellow der International League of Conservation Photographers, Wissenschaftsfotografin für das Alfred-Wegener-Institut und Nikon Ambassador. Kürzlich reiste die 44-Jährige dennoch ins sonnige Spanien, um die neue Nikon Z 8 im Rahmen unserer Reihe The Movement zu testen. Hier erzählt sie dem Nikon Magazin, wie sie an die Porträtfotografie herangeht, ihre Motivation hinter dem visuellen Storytelling und warum die neue Z 8 jetzt ihre Lieblingskamera ist.
Du hast deine Ausbildung am International Center of Photography in New York absolviert. Wann wurde dir klar, dass du Fotografin werden wolltest?
2004 bekam ich meine allererste Kamera, eine Nikon COOLPIX. Mir wurde klar, dass ich mir einen Kindheitstraum erfüllen konnte: Ich würde mit einer Kamera Geschichten erzählen können. Ich habe mich sofort in das Fotografieren verliebt. Ich nahm diese neue Kamera mit in den Urlaub in Ägypten – eine Woche auf einem Boot. Ich machte eine Minidokumentation über die Crew und reichte sie für einen Fotowettbewerb ein – und gewann! Das war ein so wichtiges Zeichen und ein Meilenstein in meinem Leben, dass ich gleich danach beschloss, Fotografin zu werden.
Welche Geschichte möchtest du mit deiner Fotografie erzählen?
Ich möchte vom Klima aus der Sicht von Wissenschaftler:innen erzählen. Wir kennen die wissenschaftlichen Daten, wir wissen, dass die Durchschnittstemperatur des Arktischen Ozeans steigt – aber wer sind die Wissenschaftler:innen? Wer sind die Menschen, die ihr ganzes Leben einem einzigen wissenschaftlichen Thema widmen?
Das erste Mal war ich 2015 für einen Auftrag für ein amerikanisches Magazin in der Arktis. Ich habe mit Wissenschaftler:innen zusammengearbeitet, die den Klimawandel und die Veränderungen des Ökosystems des Arktischen Ozeans erforschen. Ich habe mich so sehr in dieses Thema verliebt, dass ich beschlossen habe, es weiterzuverfolgen.
Am meisten interessieren mich die Forscherinnen, da sie eine Minderheit sind. Deshalb heißt eines meiner Hauptprojekte Women of Arctic Science. Es ist eine sehr persönliche Porträtsammlung von Frauen bei ihrer Arbeit.
Ich möchte jungen Mädchen und Frauen zeigen, dass man seine Träume verwirklichen kann, wenn man sich auf etwas konzentriert und hart arbeitet. Bei dem Projekt Women of Arctic Science geht es gleichermaßen darum, Wissenschaftlerinnen in den Mittelpunkt zu rücken, als auch darum, die nächste Generation zu inspirieren.
Ich hoffe, dass ich die Meinung der Menschen und ihre Sicht auf die Polarregionen und die Natur ändern kann. Es geht nicht darum, während einer Expedition schöne Bilder zu machen; es geht um die Vermittlung wissenschaftlicher Forschung und Erkenntnisse.
Dokumentarfotografie mit Esther Horvarth
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Kannst du uns durch den Ablauf deiner Porträtaufnahmen führen?
Wenn ich mit Wissenschaftler:innen arbeite, fotografiere ich auf zwei verschiedene Arten. Einerseits mit einem fotojournalistischen Ansatz, wobei ich im Hintergrund bleibe, die Arbeiten fotografiere und möglichst unsichtbar bin. Wenn es möglich ist, benutze ich einen Blitz. In der Natur ist das oft schwierig, wenn wir uns viel bewegen oder ich allein unterwegs bin. Aber wenn wir an einem festen Ort sind und ich mit den Wissenschaftler:innen rausgehe, zum Beispiel um an einer Stelle Schneemessungen durchführen, verwende ich einen Blitz. Wenn es kalt und dunkel ist, aber auch wenn draußen helles Licht ist, verwende ich einen externen Blitz. Ich liebe Licht, das zusammen mit dem blauen Licht oder der Dunkelheit der Nacht ein cineastisches Gefühl erzeugt – und in der Arktis ist es fünf Monate lang dunkel! Wenn die Sonne scheint, verwende ich einen Blitz. In Spanien habe ich bei der starken Sonne eine Softbox benutzt. Wenn ich in Innenräumen fotografiere, verwende ich Blitz und auch Dauerlicht. Dauerlicht eignet sich besser für Innenaufnahmen, da der Akku in kalten Umgebungen Probleme bereiten kann. Ich verwende es häufig in Situationen mit wenig Umgebungslicht.
Licht ist offensichtlich ein wichtiger Faktor bei deiner Arbeit. Welchen Rat würdest du denjenigen geben, die deinen Einsatz von Licht nachahmen möchten?
Bevor ich mit den Women of Arctic Science begann, war ich lange auf der Suche nach einem Konzept. Ich würde den Rat geben, sich mit Licht, verschiedenen Stilen und Herangehensweisen zu befassen. Wenn ihr eine Porträtserie machen wollt, macht euch ein Konzept. Es muss kein zusätzliches Licht enthalten sein, es kann Tageslicht sein oder ein bestimmtes reflektierendes Licht. Bevor ich das allererste Bild der Serie machte, hatte ich bereits das Konzept im Kopf – ich wusste, dass Rembrandts Verwendung von Licht und Schatten meine Inspiration sein würde.
Wie ist deine aktuelle Ausrüstung im Vergleich zur Z 8? Was waren deine ersten Eindrücke von der Z 8?
Sie ist fantastisch. Ich arbeite mit der Nikon D850 und ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich jemals etwas Besseres in den Händen halten würde. Als ich dann die Z 8 in Spanien ausprobieren konnte, wusste ich, dass sie mein neues Baby wird! Sie ist sehr leicht und super einfach zu bedienen. Ich liebe wie leise sie ist. Das ist besonders bei Aufnahmen in der Arktis wichtig, damit ich unentdeckt bleibe. Sie verfügt über einen sehr guten Sensor für unterschiedliche Lichtverhältnisse.
Was macht ein starkes Porträt aus?
Ein starkes Porträt ist für mich, wenn man sich ein Foto lange anschaut, weil es so interessant ist und einen in seinen Bann zieht. Meine Serie hat ein sehr starkes Konzept. Sie zeigt Frauen, die in der Polarwissenschaft arbeiten. Die meiste Zeit haben sie etwas in ihren Händen oder tragen etwas, das ihre Arbeit und ihre Person beschreibt. Sie befinden sich an einem Ort, der eine Verbindung zu ihrer Arbeit oder zu ihrer Geschichte hat. Das Foto besteht immer aus mehreren Ebenen. Es geht nicht nur um sie, sondern auch um ihr Umfeld und um ihre Arbeit.
Es gibt viel Planung und Besprechung zwischen mir und den Wissenschaftlerinnen. Wir reden über den richtigen Standort, die Kleidung, was sie in den Händen hält und wie sie sitzt oder steht. Ich möchte, dass jedes Bild eine starke Botschaft hat.
Die Reihe „Women in Arctic Science“ von Esther könnt ihr euch hier ansehen.
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