Spontane Action-Videos mit der Nikon Z6III
Die Motivation der Athlet:innen zu verstehen, verschiedene Blickwinkel einzunehmen und die Geschichte zu planen, ist der Schlüssel zum Filmen von Action-Videos – sagt Filmemacher, Abenteuer- und Expeditionsfotograf Jan Vincent Kleine
Fotograf und Filmemacher Jan Vincent Kleine ist immer ganz nah dran an seinen Motiven: Man spürt jeden Atemzug, sieht den Schweiß auf ihrer Stirn und die Vorfreude auf den nächsten Schritt. Er hat die größten Abenteuersportler und Expeditionsreisenden der Welt fotografiert – von Alex Honnold bis Reinhold Messner. Dabei war er auf entlegenen Eiskappen genauso unterwegs wie im dichten Dschungel. Kürzlich hat es ihn mit der neuen Nikon Z6III nach Kapstadt verschlagen – für die zweite Ausgabe der exklusiven Nikon-Serie „The Human Prompt“. Hier verrät der Nikon-Creator seine Top-Tipps für bessere Actionfilme und -aufnahmen.
Steckt euch ein Ziel
Bevor ihr loslegt, solltet ihr euch überlegen, was ihr erreichen wollt, sagt Vincent. Der Auftrag von Nikon lautete „Capture: the creative athlete“. Da war ihm ganz schnell klar, dass er das Wesen des Kletterns einfangen möchte. „Ich liebe es, neue Orte zu erkunden und Strukturen zu finden, die mich dazu inspirieren, mit ihnen zu interagieren. Die Anmut der Bewegung fasziniert mich“, erklärt er. „In gewisser Weise sind diese Felsformationen meine Leinwand. Eine Einladung zum Entdecken. Eine Einladung zur Interaktion mit ihnen – den Fels zu lesen, Herausforderungen und Möglichkeiten zu erkennen. Beim Klettern genau wie beim Fotografieren.“ Neben seiner eigentlichen Aufgabe war er aber genauso neugierig, die Videofähigkeiten der Nikon Z6IIIzu testen. „Statt ein paar Testclips zu drehen, entschied ich mich für einen kurzen Beitrag über meine Kletterin, Naadirah Moola Te Water“, erklärt er.
Die Location erkunden
Recherche und Planung sind wichtig. Vincent rät aber, immer flexibel zu bleiben. In puncto Klettern und Bouldern gibt es in Südafrika einen Ort von Weltruf: die Rocklands in den Cederbergs, drei oder vier Stunden von Kapstadt entfernt. Für seine Fotoserie (unten) wollte Vincent eher das abstrakte Wesen und die Schönheit des Kletterns einfangen. Deshalb haben sich Vincent und seine Kletterin in letzter Minute gegen die Rocklands entschieden – und für einen Ort mit einer ganz anderen Landschaft: Llandudno am Westkap. Mit ihrer Nähe zum Meer boten die einzigartigen und fast strukturlosen Felsformationen genau den richtigen Hintergrund für den grafischen Minimalismus, den Vincent sich vorgestellt hatte.
Die Geschichte planen
„Einen groben Fahrplan im Hinterkopf zu haben hilft mir, Fragen zu klären – und vor allem sicherzustellen, dass ich keine wichtige Aufnahme vergesse“, sagt Vincent. „Dabei ist es wichtig, dies nur als Leitfaden zu betrachten und der Geschichte genügend Raum zu lassen. Sie muss sich vor der Linse entfalten können. Letztendlich möchte ich verstehen, wer die Menschen sind, die ich fotografiere oder filme. Und was sie antreibt. Meine Kletterin Naadirah hatte gerade ihren Doktortitel in Molekularbiologie erworben. Sie setzt sich dafür ein, dass Menschen aus weniger privilegierten Verhältnissen Outdoor-Sportarten machen können. Sie ist eine sehr inspirierende Person mit einer Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden.“
Ein Stativ und eine Kamera sind alles, was ihr braucht, um mit dem Filmen zu beginnen
Wenn ihr von Fotos auf Video umsteigt, solltet ihr euch zuerst auf die Geschichten konzentrieren, die ihr erzählen wollt. Erst dann lohnt es sich, Gimbals, Monitore oder Slider zu kaufen, rät Vincent. „Mit einem einfachen Stativ und einer Kamera kann man sehr weit kommen“, fügt er hinzu. „Eine fesselnde Geschichte ist viel wichtiger als ausgefallene Kamerabewegungen.“
Blickwinkel von Totale bis Nahaufnahme
„Probiert eine Vielzahl von Perspektiven und Bildwinkeln, von Weitwinkel bis Close-up, von Totalen bis zu Details“, erklärt er. „Um später im Schnitt von einem Winkel zum anderen springen zu können, habe ich Naadirah während ihrer zwei oder drei Kletterversuche aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen. Wenn ihr allein seid, aber mehr als eine Kamera zur Verfügung haben, könnt ihr auch eine Kamera auf einem Stativ befestigen und euch mit der zweiten Kamera bewegen. So bekommt ihr verschiedene Blickwinkel auf einmal. Das funktioniert auch bei Interviews sehr gut.“
So passt alles zusammen
„Überlegt, wie ihr Szenen miteinander verbinden könnt“, sagt er. „Bei der Fotografie suchen wir oft nach einem einzigen Moment, der die Geschichte in einem einzigen Bild erzählt. Im Video entwickelt sich die Geschichte über viele Sequenzen und Szenen, die miteinander verbunden werden müssen.“
The Human Prompt: eine fotografische Serie
Vor allem dank der Möglichkeiten aktueller Kameras, sind Fotograf:innen heute auch Filmer:innen und umgekehrt. Wie erging es Vincent bei seinen Fotos für den Auftrag „Capture: the creative athlete“?
„Wir fanden diese Höhle, die an zwei Seiten offen war. Ich dachte sofort daran, zwei Fotos zu machen: eines vom Dunklen im Inneren nach draußen und eines von draußen nach drinnen. In diesem Bild (oben) sieht man die schöne minimalistische Felsstruktur und die Dunkelheit der Höhle, die als schwarzer Hintergrund für ihre Performance dient“, erläutert er.
„Ich musste dieses Foto bei bedecktem Himmel machen, denn bei direkter Sonneneinstrahlung entstehen viele kleine Schatten auf den Felsstrukturen. Gößere Felsen erzeugen größere Schatten, die von der reduzierten, ruhigen Tönung ablenken, bei der die Kletterin im Mittelpunkt steht. Wir haben 45 Minuten gewartet, während Naadirah bereits in Position war, bis sich endlich eine ausreichend große Wolke vor die Sonne schob – damit das Licht weicher wurde.“
„Wenn man es richtig macht, kann man bei Porträts mit natürlichem Licht ein unglaubliches Funkeln in den Augen sehen“, erklärt Vincent. „Ich suchte nach Felsen links und rechts von Naadirah, die Schatten auf ihr Gesicht werfen. Ich habe einen schwarzen Stoff über die beiden Felsblöcke gelegt, damit kein Licht von oben auf sie fällt. Es gab indirektes Sonnenlicht von vorne und ein wenig Gegenlicht, das durch die Felsbrocken fiel. Ich wählte eine Blende von f/1.4, um mich ganz auf ihre Augen zu konzentrieren. Mit der Reflexion der Umgebung begannen sie zu funkeln. Wenn ich in einer künstlerischeren Stimmung bin, schalte ich gerne auf Schwarz-Weiß um. Beim Fotografieren in RAW ist das im Grunde eine Kameravorschau, aber es hilft mir, mich auf die Tonwerte zu konzentrieren. Keine Farbe lenkt mehr ab.“
Die Nikon Z6III im Test
Wie fandest du die Nikon Z6III für das Filmen von Videos?
Da wir nur fünfzehn Minuten Zeit zum Filmen hatten, bevor der einsetzende Regen jede weitere Kletteraktion beendete, war dies ein großartiger Test. DieNikon Z6III musste sich ganz spontan beweisen. Um das Ganze so einfach wie möglich zu halten, habe ich kein ausgefallenes Videozubehör verwendet. Nur ein Richtmikrofon auf der Kamera und einen variablen ND-Filter.
„Ich habe mit 4K 25fps und 4K 120fps gefilmt. Die Zeitlupe mit 120 Bildern pro Sekunde geht nicht zu Lasten der Auflösung. Ich erinnere mich gut, als die Z9 auf den Markt kam mit der Möglichkeit, mit 120 Bildern pro Sekunde in 4K zu filmen. Es fühlte sich überwältigend an. Jetzt, drei Jahre später, haben wir diese Eigenschaften in einem Gehäuse, das noch handlicher ist.“
Wie hat sich die Kamera beim Fotografieren geschlagen?
„Was mich am meisten beeindruckte – und das sehr schnell – war, wie wendig und schnell sich die Kamera anfühlt. Ich mag an einer Kamera, wenn sie quasi in meinen Händen verschwindet. Wenn sie sich anfühlt, als ob ich nicht durch ein technisches Objekt schaue, sondern eine natürliche Verlängerung der Augen und Finger in der Hand halte. Ich hatte das Gefühl, dass mir nichts im Weg steht.“
Für wen würdest du die Kamera empfehlen?
„Als ich diese Kamera ausprobiert habe, hatte ich zwei Zielgruppen im Auge. Zum einen diejenigen, die ein zweites oder drittes Gehäuse als Reserve oder für mehrere Kameraperspektiven benötigen, z. B. beim Filmen von Videos. Ich würde diese Kamera sehr gerne als Reserve-Gehäuse oder zum Filmen eines zweiten Blickwinkels verwenden. Die Qualität kann mit der Z9 mithalten und die Handhabung ist sehr ähnlich wie bei den Flaggschiffen. Ich empfehle diese Kamera auch von ganzem Herzen für Einsteiger, die eine erschwingliche und flinke Kamera für Foto und Video suchen. Man wird kaum etwas finden oder in eine Situation kommen, in der diese Kamera einen einschränken würde. Das ist schon erstaunlich für ein relativ erschwingliches Gehäuse.“
Gibt es Features, die dir besonders aufgefallen sind?
„Der hochauflösende elektronische Sucher mit 5,76 Mio. Bildpunkten. Vor zwei Monaten überquerte ich einen Gletscher in Norwegen bei sehr hellem Sonnenlicht mit einer Skibrille. Da hatte ich Mühe, etwas auf Display oder Sucher zu erkennen. Ich musste die Brille abnehmen und war geblendet. Die verbesserte Sucherhelligkeit der Nikon Z6IIIwäre in diesem Szenario sehr nützlich gewesen.“
Wie lässt sich diese Kamera am besten nutzen?
„Konfiguriert die Kamera nach eurem Geschmack. Schaut euch die Konfiguration des Autofokus an, insbesondere den Autofokus der hinteren Taste mit 3D-Tracking und Motiverkennung. Sowie die Konfiguration des sekundären Autofokus auf der zweiten Taste. Das kann sowohl bei Fotos als auch bei Videos unglaublich wirkungsvoll sein. Ich habe zunächst zehn Minuten damit verbracht, meine eigenen Einstellungen vorzunehmen. Dann fühlte sie sich sofort wie meine Z8 und Z9 an.“
Vincents „The Human Prompt“ ansehen: Die Folge „The Creative Athlete & the Z6III“ unten.
Folge 1 | Nikon Z6III mit Jan Vincent Kleine
In der ersten Folge folgen wir dem Filmemacher und Fotografen Jan Vincent Kleine bei seinem ersten kreativen Abenteuer mit der neuen Nikon Z6III. Erhaltet einen Einblick in seinen Arbeitsablauf während eines spontanen Shootings, das Vincents Anpassungsfähigkeit und die beeindruckenden Fähigkeiten der Z6III zeigt. Schaut euch an, wie er unseren Auftrag interpretiert: „/Capture: everyday athletes, unexpected performances“ (Alltagsathleten, unerwartete Leistungen).
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