Pep Bonets Leitfaden für Videografie
BTS, DOP und Nikon Ambassador Pep Bonet entschlüsselt die Kunst der Videografie: von Bewegungsstilen über die Bedeutung des manuellen Modus bis hin zu der Frage, warum Spontaneität oft am besten funktioniert
„Ich erzähle Geschichten“, beginnt Pep Bonet. „Ich bin bekannt dafür, dass ich schwierige und dramatische Geschichten erzähle - Geschichten, die von Konflikten und menschlichem Leid handeln.“ Als Fotograf, Filmemacher und Mitbegründer der Fotoagentur NOOR hat Pep zwei Jahrzehnte lang in Konfliktgebieten auf der ganzen Welt gearbeitet und acht Jahre lang die Heavy Metal-Legenden Motörhead fotografiert.
Die Videografie war der Auslöser für Peps Storytelling. „Ich war frustriert darüber, dass die Medien unsere Fotos dazu benutzten, ihre eigenen Geschichten und Absichten zu illustrieren, anstatt meine eigene Geschichte mit meinen Fotos zu erzählen“, erklärt Pep. „Also fing ich an, mit meiner Nikon D 90 Multimedia-Filme zu drehen. Ich entdeckte die Macht des Filmemachens und die Möglichkeit, meine Interviewpartner zu filmen, anstatt Bildunterschriften zu schreiben.“
Zuletzt hat Pep unter anderem Dokumentarfilme hinter den Kulissen von The Climb, einer HBO-Serie mit Jason Momoa, und dem Game-of-Thrones-Prequel House of the Dragon gedreht. Sein Dokumentarfilm Into The Shadows ist derzeit auf Netflix in ganz Europa zu sehen. Er kehrte vor kurzem aus Spanien zurück, wo er The Movement für Nikon aufnahm; eine Serie, die neun Kreative auf ihrer Reise entlang der Westküste Spaniens mit der neuen Nikon Z 8 begleitet.
Er ist eindeutig ein vielbeschäftigter Typ – wie geht er also an die Videografie heran?
Die richtige Ausrüstung zusammenstellen
„Die Z 8 ist die perfekte Begleitung für High-End-Produktionen. Aber auch für Produktionen, bei denen die Z 9 vielleicht zu groß ist und man mit etwas Kompakterem unbemerkt bleiben möchte. Die Z 8 verfügt über einen sehr schnellen und verbesserten Autofokus – es ist die Z 9 in einem kleineren Gehäuse. Ich liebe es, aus der Hand zu arbeiten. Die Bildstabilisierung der Z 8 ist wirklich großartig. Das ist wichtig, wenn man sich viel bewegt.“
Pep fügt hinzu: „Mein Lieblingszubehör ist der MC-N10, ein Fernsteuerungshandgriff, der unabhängig von der Kamera montiert wird und nur mit einem Kabel verbunden ist. So steuert man alle Funktionen der Kamera losgelöst vom Kamerabody. Außerdem wird so die Blende geräuschlos.“
Lieber zu viel als zu wenig aufnehmen
„Ein häufiger Fehler, den Leute machen, wenn sie von der Fotografie zum Filmemachen wechseln, ist, dass sie die Clips zu kurz machen – sie sind zu sehr daran gewöhnt, Fotos zu machen“, sagt Pep. „Wenn die Clips zu kurz sind, bleibt nicht viel Raum für die Bearbeitung. Daher schlage ich immer vor, die Clips länger zu machen und die Kamerabewegung zu lernen.“
Kamerabewegungen lernen: Handheld, Gimbal, Kran
„Die Komposition ändert sich nicht wirklich vom Fotografieren zum Filmemachen – was sich ändert, ist, dass man die Kamera bewegen muss, es sei denn, man hat eine fixierte Aufnahme auf einem Stativ.
„Die eigentliche Herausforderung beim Wechsel von Foto- zu Videografie ist die Kamerabewegung. Es gibt so viele Möglichkeiten der Bewegung - man kann mit der Handkamera, einem Kran, einem Slider oder ein Gimbal filmen. Bewegung ist der Schlüssel zum Filmemachen.“
Das Filmen aus der Hand bietet eine realistische Perspektive, fügt Pep hinzu. Aber für flüssigere, filmischere Bewegungen sollte man ein Gimbal verwenden.
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Entscheidet, welche Bewegung zu eurem Film passt
„Macht euch zuerst klar, welche Art von Film ihr machen wollt und was ihr erreichen wollt. Findet dann heraus, was für euren Film geeignet ist. Vielleicht ist ein Steady Shot oder eine Lock Shot am besten, oder eine Freihandaufnahme oder eine sehr kleine Kamerabewegung.“
Entscheidet, welche Belichtung zu eurem Film passt
„Ich liebe natürliches Licht. Aber ich liebe es auch, natürliches Licht mit einem Filter zu reflektieren – das hängt ganz von eurer Produktion ab. Wenn es sich um Fiktion handelt, kann man im Allgemeinen mit mehr Beleuchtung arbeiten. Bei einem Dokumentarfilm arbeitet man mit dem, was da ist.“
Manuellen Modus verwenden
„Lasst nicht die Kamera die Arbeit für euch machen. Versteht immer, was ihr wollt. Macht das Beste aus eurer Kamera, indem ihr manuell vorgeht – vom Weißabgleich über die Blende und die Belichtungszeit bis hin zur ISO-Empfindlichkeit und dem Autofokus muss alles manuell eingestellt werden,“ sagt Pep.
„Wenn ihr mit Gimbal arbeitet, ist es manchmal einfacher, die Augen mit dem Autofokus zu verfolgen. Aber das funktioniert nicht für alles. Ihr müsst wissen, was ihr wollt, und ihr müsst euch anpassen und all euer Wissen in eure Geschichte und eure Filmmethoden einbringen. Ich habe zum Beispiel Dokumentarfilme über Menschenhandel und moderne Sklaverei gemacht. Dabei habe ich alles gleichzeitig gemacht, vom Ton über die Regie bis hin zum Kameramann. Ist das ideal? Nein, aber man kann es auf jeden Fall machen.“
Der Unterschied zwischen Haupt- und Behind-the-Scenes-Shooting
„Es gibt einen großen Unterschied zwischen BTS und dem Hauptdreh“, sagt Pep. „Als Chefkameramann muss ich alles planen. Es ist viel Teamarbeit erforderlich, alles ist organisiert. Es gibt eine Menge zu berücksichtigen, von den Assistent:innen über die Darstellenden bis hin zu Ton- und Kameraleuten – und den Dingen, die passieren müssen, wenn sie passieren sollen. Hinter den Kulissen wird das Leben so aufgezeichnet, wie es gerade passiert. Das Einzige, was man wirklich vorbereiten kann, ist die Ausrüstung.“
Bei BTS seid ihr Beobachter:innen
„Das Wichtigste ist“, sagt Pep, „dass ihr an euch glaubt. Glaubt an das, was ihr tut.“ Zensiert euch nicht. Kommt raus aus eurer Komfortzone und macht euch klar, was ihr erreichen wollt. Seid offen und unvoreingenommen. Sprecht mit den Leuten und sagt ihnen, was ihr euch vorstellt. Danach bleibt ihr im Hintergrund. Ihr beobachtet.
Mit anderen Worten: Show, don't tell. „Ich finde, weniger ist mehr“, fügt Pep an.
„Für The Movement habe ich die Arbeit der Fotograf:innen beobachtet und wie sie sich bewegt haben. Zusammen mit dem Cutter haben wir ein Musikstück erstellt, das sich jeweils nach Creator:in ändert. So vermitteln Filmmaterial und die Hintergrundmusik ein Gefühl für ihre Identität.“
Für BTS funktioniert Spontaneität manchmal am besten
„Ich mag es nicht, zu planen“, sagt Pep. „Ich glaube daran, dass man mit der Zeit und aus Fehlern lernt. So ist schließlich das Leben. Als ich Dokumentarfilme über wirklich schwierige Themen wie Konflikte drehte, habe ich nie viel recherchiert. Vielleicht habe ich mal das Wetter gegoogelt! Ansonsten wollte ich ohne Vorstellungen und Vorurteile loslegen. Ich bin ein Beobachter. Es geht mehr um die Magie und die Überraschung. Was entdecke ich? Was spornt mich an? Darum geht es bei Behind-the-Scenes-Shootings.“
Peps Leitfaden für BTS findet ihr hier.
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