Das kreative Auge schulen mit Marion Payr
Wir begleiten Marion Payr auf dem Weg in die Tiroler Berge mit ihrer Nikon Z 6II, um die legendären Haflinger-Pferde zu fotografieren. Hier teilt sie ihre Tipps, wie man sein kreatives Auge schulen kann, um für das Unerwartete bereit zu sein
Ich glaube, dass die Reisefotografie immer aus einer Leidenschaft für das Reisen selbst entspringt. Die Art und Weise, wie man an sie herangeht, ist etwas sehr Persönliches. Kreative Reisefotografie klingt komplex, aber das muss sie nicht sein. Ich bin keine technische Fotografin und plane nicht viel. Für mich besteht die Kunst darin, die Magie eines Ortes zu zeigen, aber ihn dennoch in der Realität zu verankern. Für mich geht es darum, für das Unerwartete offen zu sein und Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu haben.
Ich suche immer nach etwas, das das natürliche Gefühl eines Ortes widerspiegelt. Gleichzeitig erzähle ich eine Geschichte über die Region. Als Nikon mich bat, mit der Z 6II zu arbeiten, wusste ich, dass ich Haflinger-Pferde fotografieren wollte. Ich war zuvor noch nie in diesem Teil von Tirol gewesen. Ich ziehe es in der Regel vor, mir an einem neuen Ort viel Zeit zu nehmen. In diesem Fall hatten wir nur einen einzigen Morgen mit den Pferden. Unter Zeitdruck ist es noch wichtiger, mit einem System wie der Nikon Z zu arbeiten, das es mir leicht macht, das Licht gut einzufangen und spontan zu bleiben.
Das Auge schulen
Sein Auge zu schulen, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ist die beste Methode, um seinen eigenen kreativen Stil zu entwickeln. Ich habe keinerlei Ausbildung als Fotografin – für mich lag der Schwerpunkt immer auf dem Reisen. Als ich anfing, Fotos zu machen, hatte ich einen Vollzeitjob und keine Kamera. Also ging ich zu Fuß zur Arbeit und machte auf dem Weg Fotos mit meinem Handy.
Jeder Tag war anders. Das Leben war anders: Es waren andere Menschen auf der Straße, andere Dinge geschahen. Ich verbrachte ganze Wochenenden damit, Orte in meiner Umgebung zu besuchen, an denen ich noch nie gewesen war. Dabei habe ich viele neue Dinge über meine Heimatstadt gelernt!
Probiert das am besten auch mal selbst aus. Geht zu Fuß, statt das Auto zu nehmen. Wenn ihr die Augen nach der verborgenen Wirklichkeit eines Ortes offenhaltet, fallen euch jede Menge coole Dinge auf, die noch nie zuvor auf einem Foto festgehalten wurden. Oder ihr geht an beliebte Orte und schaut, ob ihr sie auf andere Art und Weise fotografieren könnt, anstatt aus dem gleichen Blickwinkel, den schon alle kennen.
Es macht Spaß, wenn man merkt, dass einem bestimmte Dinge auffallen. Man verspürt dann ein tiefes Glücksgefühl, dass man sein Auge und seine Geistesgegenwart auf diese Weise zu schulen vermochte. Dann sagt man sich: »Wow, ich sehe jetzt Dinge, die mir vorher wahrscheinlich nie aufgefallen wären!«
Gleicher Ort, anderes Licht
Einer meiner Lieblingstipps ist, den gleichen Ort zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten zu besuchen. Dann erlebt man, wie das Licht diesen Ort verändert. Lasst es langsam angehen und schaut, wie sich die Veränderung des Lichts anfühlt.
Fotografiert den Ort mit verschiedenen Blenden und ISO-Werten und experimentiert mit den Kameraeinstellungen. Ihr werdet überrascht sein, wie sehr verschiedene Blenden und Belichtungszeiten das Ergebnis verändern. Spielt mit der Tiefenschärfe und Bewegung und werdet kreativ. Seht euch anschließend eure Bilder an und analysiert, wie eure Experimente die Fotos verändert haben.
Mit der richtigen Kamera eröffnen sich einem neue Möglichkeiten, mit Licht umzugehen: Man kann eine ISO-Empfindlichkeit auswählen, von der Smartphones nur träumen können, und hat die volle Kontrolle über Einstellungen wie Blende und Verschlusszeit. Auf diese Weise könnt ihr in fast jeder Situation Aufnahmen machen, zum Beispiel im wunderschönen Licht des frühen Morgens, kurz bevor die Sonne aufgeht.
So habe ich den Morgen lieben gelernt. Nicht, weil ich Frühaufsteherin bin, sondern weil der Morgen eine ganz besondere Atmosphäre hat: Die Natur regt sich, die Stadt wacht auf, die Menschen starten in ihren Tag. Morgens ist das Licht ganz weich und es gibt schönes Gegenlicht.
Kameras sind immer besser als Handys
Licht ist magisch, aber der Umgang damit ist auch eine Herausforderung. Für mich sind Fotograf:innen wie Goldgräber:innen auf der Suche nach einem ordentlichen Goldklumpen. Ich arbeite nur mit natürlichem Licht und der Zeitpunkt des Sonnenaufgangs ist das einzige feste Element, das ich bei meinen Aufnahmen einplane. Aber den Umgang mit Licht kann man nicht lernen, indem man Bilder mit seinem Mobiltelefon aufnimmt. Denn die Handy-App erlaubt einem nicht, die Kameraeinstellungen zu verändern – sie erledigt alles automatisch.
Als ich von einem Handy auf eine Kamera umstieg, stellte ich fest, dass das Fotografieren im manuellen Modus großartig dafür geeignet ist, um mit Licht zu arbeiten. Man kann sich dafür auch YouTube-Tutorials ansehen, aber es ist einfach etwas anderes, es selbst zu erleben.
Die Art und Weise, wie man sich die Welt in einem Foto vorstellt, wird immer die ganz eigene sein. Und sie wird sich verändern, je mehr Erfahrung man sammelt. Und das ist das Beste an der Fotografie – man kann etwas erschaffen und gleichzeitig den Prozess genießen.
Die Magie des Gegenlichts entdecken
Fotografie mit Gegenlicht eröffnete sich mir erst, als ich eine Kamera verwendete, da ein Handy es nicht richtig erfassen kann. Wenn man anfängt, eine Kamera zu benutzen, fällt einem schnell auf, dass die Dinge bei Gegenlicht ganz anders aussehen. Man sieht, was das Licht von hinten mit dem Umriss einer Person oder eines Baumes macht.
Wenn ich eine Szene bei Gegenlicht fotografiere, benutze ich immer eine sehr große Blende, oft 1:2,8. Ich habe auch immer etwas im Vordergrund, das schön vom Licht erfasst wird. Das kann eine Person, ein Tier oder ein Gebäude sein – was auch immer man am liebsten fotografiert. Abgesehen von der Blende muss man sich keine Gedanken über komplizierte Einstellungen machen, wenn man Motive im Gegenlicht aufnimmt. ISO 100 reicht in den meisten Fällen aus. Ich achte auch darauf, dass ich den Hintergrund überbelichte, indem ich mich auf die richtige Belichtung des Vordergrunds konzentriere. Auf diese Weise erhalte ich einen cremigen, leuchtenden Look, der Gegenlicht so faszinierend macht!
Der Intuition folgen
Für mich muss Fotografie intuitiv sein. Damit das funktioniert, muss ich der Kamera vertrauen können – sie muss einfach zu bedienen sein.
Wir haben das Bild dieser Pferde bei Sonnenaufgang aufgenommen und solche Gelegenheiten vergehen immer sehr schnell. Ich fotografiere meistens mit Einzelfeldsteuerung, so auch bei jeder Aufnahme in Tirol. Wenn man bewegte Motive wie Wildtiere fotografiert, ist es wichtig, dass der Autofokus zuverlässig ist, damit man diese magischen Momente einfangen kann. Sie vergehen oft in Bruchteilen von Sekunden – und die Nikon Z 6II half mir, sie mit Leichtigkeit zu erfassen.
Neben dem AF ist der elektronische Sucher der Nikon Z 6II für mich ein wichtiges Element, dank dessen die Kamera sich so intuitiv bedienen lässt: Er hilft mir enorm dabei, meine Einstellungen anzupassen. Noch bevor ich die Aufnahme mache, kann ich genau sehen, wie das Bild am Ende aussehen wird. In Tirol änderte sich das Licht ständig. Ich konnte dadurch genau sehen, wie die Kamera reagierte und welche Einstellungen ich ändern musste.
Eine Technik nach der anderen meistern
Ich brauche immer viel Zeit, um mir neue Techniken anzueignen. Sobald ich etwas gelernt habe, konzentriere ich mich vor allem darauf, dieses neue Wissen einzusetzen. Ich denke, das ist auch in Ordnung. Man muss nicht alle Möglichkeiten nutzen, die die Kamera bietet: Findet für euch heraus, was ihr wollt und wendet die Technik immer wieder an, bevor ihr euch an die nächste wagt.
Ich freue mich sehr darauf, mehr über die neuen Autofokusoptionen der Nikon Z 6II zu erfahren. Ray Demski, der zur selben Zeit in Tirol fotografierte, hat mich sehr inspiriert. Bei ihm konnte ich sehen, wie man mit der Nikon Z 6II und ihrem kontinuierlichen AF-Modi Motive perfekt verfolgen und sich dabei ganz und gar auf den Bildausschnitt konzentrieren kann. So kann ich meine Bilder vielleicht noch intuitiver aufnehmen!
Der Vision vertrauen
Was den Bildausschnitt angeht, ist es in Ordnung, einfach zu experimentieren und nicht allzu viele Regeln zu befolgen. Vielleicht habt ihr schon einmal von der Drittel-Regel oder Führungslinien gehört und möchtet mehr darüber erfahren. Aber es ist einfacher, intuitiv zu fotografieren und einfach auf das zu reagieren, was vor einem abläuft.
Eine der coolsten Erfahrungen aus meiner Anfangszeit war, als wir einmal als Gruppe unterwegs waren, um Aufnahmen zu machen. Verschiedene Fotograf:innen gehen denselben Weg, aber alle sehen dabei etwas anderes. Das ist eine tolle Möglichkeit, Vertrauen in die eigenen Entscheidungen zu gewinnen. Wenn ihr immer wieder auf eure Fotos zurückblickt, wird sich euer Sinn für die Wahl des Bildausschnitts weiterentwickeln und auch euer Vertrauen darin, wie ihr die Dinge seht.
Mit den Pferden wollte ich zeigen, wie sie einfach frei herumlaufen können. Im Winter sind sie in ihren Ställen und werden dann im Frühling einfach freigelassen. Sie können überall hingehen, wohin sie wollen, und durch diese verrückte, gewaltige, weitläufige Berggegend laufen.
Die Aufnahme unten mit den beiden Pferden, die vor der Bergkulisse im Gegenlicht so klein aussehen, vermittelt das. Es passiert nicht viel in dem Foto, aber ich finde, es vermittelt ein Gefühl von Größe und Freiheit.
Überraschungen schätzen lernen
Wenn ich fotografiere, packe ich meine Kamera nie weg, weil man sich nie sicher sein kann, wann man mit den Aufnahmen fertig ist!
In Tirol hatte ich das Gefühl, dass einfach alles passte – das Licht und die Landschaft – alles war perfekt. Auf dem Weg den Berg hinunter machte ich eine Aufnahme meines Mannes (der oft für mich modelt) neben einer Berghütte. Es war völlig spontan und ich mag das Bild sehr.
Oft halte ich mich nicht zurück, wenn ich etwas Einzigartiges und Besonderes sehe. So wie beim Foto durch den Fensterrahmen der Tiroler Hütte: Wir frühstückten gerade und ich unterbrach einfach das Gespräch, um das Foto aufzunehmen. Das Licht und die Schatten waren einfach klasse!
Deshalb habe ich meine Kamera immer zur Hand. In solchen Momenten ist es auch von Vorteil, dass das Z-System kleiner ist!
Variabel dank Zoomobjektiv
Unerwartete Momente zu erfassen, ist der Hauptgrund, warum ich gerne Zoomobjektive verwende. Für mich ist ein 24–70 mm der perfekte Zoom. Das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 war das einzige Objektiv, das ich in Tirol verwendet habe – ein unglaublich gutes Objektiv, das gleichzeitig leicht genug ist.
Ich möchte mich bewegen, wenn ich fotografiere. Ich laufe gerne hin und her und lege mich auch auf den Boden, wenn es sein muss. Ein leichtes System ist für mich also entscheidend. Dank der fortschrittlichen Bildstabilisierung des Z-Systems kann ich ganz einfach Aufnahmen mit langen Belichtungszeiten von Hand machen – das Stativ kann also zu Hause bleiben, wenn ich unterwegs bin.
Manchmal benutze ich ein 14–24-mm-Objektiv, besonders wenn ich in Innenräumen wie Hotels Aufnahmen mache und einen besseren Eindruck von dem Raum vermitteln möchte. Zum 70–200 mm greife ich, wenn ich Landschaften fotografieren und etwas aufnehmen möchte, das weiter weg ist.
Geduld bewahren
Ich bin niemand, der sich fantasievollen Visionen hingibt, bevor ich das Haus verlasse. Ich lasse mich von meiner Umgebung inspirieren. Daher denke ich, dass mein vielleicht wichtigster Tipp für kreative Reisefotograf:innen darin besteht, sich an einem Ort so viel Zeit wie möglich zu nehmen. Wenn man sein Auge geschult hat, ist das die Chance, daraus Kapital zu schlagen und zu zeigen, wie aktiv man diese Orte erlebt. Man muss schätzen, was sich vor den Augen abspielt.
Für mich entfaltet ein Foto seine Wirkung, wenn es das widerspiegelt, was ich an einem Ort gefühlt habe. Natürlich ist es schwer zu wissen, was auf der anderen Seite des Fotos passiert – die Leute werden unterschiedliche Gefühle dazu haben. Aber ich glaube fest daran, dass, wenn man mehr Energie in etwas steckt, man das im Ergebnis merkt.
Wie sieht eure kreative Reisefotografie aus? Findet einen Ort, den ihr liebt, und fangt mit Marions Tipps ein, wie sich dieser Ort für euch anfühlt.
Tipps der Nikon School für Aufnahmen mit Gegenlicht:
- Wenn ihr mit einer Nikon-Kamera der Z-Serie Aufnahmen macht, gelingen euch ganz einfach Bilder mit tollem Gegenlicht. Wie die, die Marion in Tirol aufgenommen hat.
- Im automatischen oder halbautomatischen Belichtungsmodus wird die Kamera immer versuchen, eine Belichtung auszuwählen, die im gesamten Bildbereich technisch in Ordnung ist. Situationen mit hohem Kontrast wie Gegenlicht erschweren dies etwas, da die dunkelsten und hellsten Flecken in Bezug auf die Leuchtdichte extrem weit voneinander entfernt sind. Die Verwendung des Zeitautomatik-Modus kann dabei jedoch helfen.
- Im Zeitautomatik-Modus stellt die Kamera die Belichtungszeit automatisch für euch ein. Wenn ihr eure Blende so groß wie möglich einstellt (1:2,8, wenn ihr wie Marion das Objektiv NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S verwendet), bekommt ihr eine geringe Tiefenschärfe und ein schönes Bokeh.
- Ihr wollt diesen sonnigen, cremigen Look wie in Marions Aufnahmen erhalten? Eine Möglichkeit ist, mit der +/– Belichtungskorrekturtaste den Hintergrund leicht überzubelichten und das Motiv nach Bedarf aufzuhellen. Das Ergebnis ist ein leuchtender, traumartiger Hintergrund. Die +/– Belichtungskorrekturtaste befindet sich oben auf der Kamera neben der ISO-Taste. Sie ist mit dem rechten Zeigefinger leicht zu erreichen. Haltet sie gedrückt und dreht am Vorderrad, um die Belichtung aufzuhellen oder zu verdunkeln. Bei der Nikon Z 6II seht ihr im elektronischen Sucher oder auf dem Monitor sofort, wie sich eure Änderungen auf das Bild auswirken, bevor ihr den Auslöser drückt.
- Wenn ihr sich schnell bewegende Motive im Zeitautomatik-Modus aufnehmen möchtet, macht sich die automatische ISO-Einstellung gut. Stellt dafür die Belichtungszeit auf 1/1000 Sekunde ein. Auf diese Weise erhöht die Kamera bei Bedarf die ISO-Empfindlichkeit und liefert scharfe Bilder eures Motivs bei Gegenlicht, anstatt die Verschlusszeit zu verlängern, was zu Bewegungsunschärfe führen würde. Ihr könnt die Belichtungszeit über das Kameramenü und dann im Menü »Fotoaufnahme«/»ISO-Empfindlichkeit«/»Einstellungen«/»Minimale Belichtungszeit« festlegen.
- Wenn ihr das Fotografieren im manuellen Modus lernt, so wie Marion es empfiehlt, solltet ihr die wichtigen Einstellungen schrittweise vornehmen, um euch an die technischen Möglichkeiten zu gewöhnen. Die hervorragenden Belichtungsmessungstechnologien und halbautomatischen Modi – wie die Zeitautomatik – von Nikon helfen dabei, selbst bei schwierigen Aufnahmebedingungen die gewünschten Ergebnisse zu erzielen. Den manuellen Modus im Handumdrehen meistern!
Offen für das Unerwartete sein
Seht euch an, wie Marion Payr in Tirol fotografiert
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