Was ist die Brennweite in der Fotografie? Ein Leitfaden für Anfänger
Bei der Brennweite eines Objektivs handelt es sich um den optischen Abstand zwischen dem Punkt, an dem sich die Lichtstrahlen im Inneren des Objektivs treffen, und dem Sensor der Kamera. Was ergibt sich hieraus? In unserem praktischen Leitfaden erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst
Was ist die Brennweite?
Kameraobjektive werden in der Regel anhand von zwei Hauptmerkmalen eingeteilt: Das eine ist die Lichtstärke bzw. die Offenblende (die maximale Größe der Öffnung, durch die Licht auf den Sensor fällt; je niedriger der Wert, desto größer die Öffnung). Das andere Merkmal ist die Brennweite, die in Millimetern angegeben wird. Normalerweise wird bei Objektiven zuerst die Brennweite und dann die Lichtstärke angegeben, z. B. 85 mm 1:1,8.
Bei einem einfachen Objektiv aus einem Tubus und einer einzigen Linse an der Vorderseite, die die einfallenden Lichtstrahlen auf einen Punkt am hinteren Ende des Tubus fokussiert, würde die Länge des Tubus der Brennweite des Objektivs entsprechen. Bei modernen Objektiven wird das Licht jedoch durch zahlreiche unterschiedliche Linsen im Inneren des Gehäuses gebrochen, bevor es auf den Sensor trifft. Daher steht die Brennweite nicht in Zusammenhang mit der physischen Länge des Objektivs. Das NIKKOR Z 600mm f/6.3 VR S ist beispielsweise weniger als 300 mm lang. Und zwei 85-mm-Objektive können ganz unterschiedlich groß sein.
Das Wichtigste an der Brennweite ist jedoch nicht, was sie ist – sondern was sie bewirkt. Die Brennweite bestimmt zwei Hauptaspekte eines Objektivs: Vergrößerung und Bildwinkel.
Was sind der Bildwinkel und die Vergrößerung?
Der Bildwinkel gibt an, wie viel von der Szene das Objektiv von einer Seite zur anderen einfängt (bei horizontal gehaltener Kamera). Ein weiter Bildwinkel nimmt einen großen Ausschnitt auf, ein enger Bildwinkel einen kleinen. Die Vergrößerung gibt an, wie nahe ihr ein Bildmotiv mit dem Objektiv heranholen könnt – wie mit einem Teleskop.
Was sind die Auswirkungen auf das Bild?
Je kleiner der Bildwinkel, desto stärker die Vergrößerung. Ein 24-mm-Objektiv hat beispielsweise einen weiten Bildwinkel (ca. 84 Grad) und eine geringe Vergrößerung. Das ist perfekt für weitläufige Landschaften. Ein 600-mm-Objektiv hat einen sehr engen Bildwinkel und eine starke Vergrößerung. Das ist ideal für Nahaufnahmen von weit entfernten Tieren – ganz besonders nützlich, wenn ihr einem Löwen nicht zu nahe kommen möchtet.
Seht euch diese Fotos derselben Szene an. Sie wurden aus der gleichen Position aufgenommen, jedoch mit unterschiedlichen Brennweiten (24-mm-Weitwinkel bis 180-mm-Tele). Es zeigt deutlich, wie der Bildwinkel mit zunehmender Vergrößerung enger wird.
Auswirkungen der Brennweite auf die Tiefenschärfe
Das ist jedoch noch nicht alles. Die Tiefenschärfe bestimmt, welcher Bildbereich (vom Vordergrund bis zum Hintergrund) scharf abgebildet wird. Bei Objektiven mit einer längeren Brennweite fällt die Tiefenschärfe tendenziell geringer aus, sodass sich entfernte Objekte fokussieren und vor unscharfem Hintergrund „freistellen“ lassen. Bei kurzen Brennweiten wird eine höhere Tiefenschärfe erreicht, sodass nahezu der gesamte Bildbereich scharf abgebildet wird.
Perspektive und Kompression
Die Brennweite eines Objektivs beeinflusst auch die Perspektive eines Bilds. Mit Objektiven mit langer Brennweite wird die Perspektive komprimiert, sodass Objekte im Hintergrund näher am Motiv im Vordergrund erscheinen. Bei einem Weitwinkelobjektiv erscheint der relative Abstand zwischen zwei Objekten dagegen größer.
Ein Motiv, drei Brennweiten
Diese Bilder wurden mit 200, 280 und 400 mm aufgenommen.
Wie wirkt sich der Cropfaktor auf die Brennweite aus?
Die Brennweite wirkt sich bei einer DX-Kamera (wie der Nikon Z 30, der Z 50 oder der Z fc) im Vergleich zu einer FX-Vollformatkamera anders aus, da der DX-Sensor 1,5-mal kleiner ist als der FX-Sensor. Wenn man zum Beispiel ein 50-mm-Objektiv auf eine DX-Kamera setzt, entsprechen der Bildwinkel und die Vergrößerung einem 75-mm-Objektiv an einer FX-Kamera. Die einfache Rechnung: 50 x 1,5 = 75.
Das Bild unten wurde mit einer Nikon Z 6II und dem NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S bei einer Brennweite von 70 mm aufgenommen.
Welches Objektiv ist das richtige für mich?
Die Auswahl des Objektivs kann oft schwierig sein, insbesondere bei der großen Anzahl an Optionen im Nikon-Z-Bajonettsortiment. Zudem gibt es weitere rund 300 Nikon-Objektive mit F-Bajonett, die mit dem FTZ II-Konverter) genutzt werden können. Hier ist eine kurze Übersicht über die unterschiedlichen Brennweiten und ihre häufigsten Einsatzbereiche.
Festbrennweiten- oder Zoomobjektiv?
Es gibt zwei Arten von Objektiven: Festbrennweiten mit unveränderlicher und Zoomobjektive mit variabler Brennweite. Zoomobjektive sind super praktisch, da ihr häufig nur ein Objektiv mitnehmen müsst und trotzdem viele verschiedene Motive aufnehmen könnt – von Landschaften bis hin zu Porträts. Festbrennweiten sind jedoch in der Regel leichter und häufig lichtstärker als Zoomobjektive.
Ultraweitwinkel: 8 bis 24 mm
Objektive mit einer Brennweite zwischen 8 und 24 mm werden in der Regel als Ultraweitwinkelobjektive bezeichnet. Durch den großen Bildwinkel lässt sich ein weiter Bereich vor der Kamera abbilden. Mit diesen Objektiven kann man an Motive herantreten und diese eindrucksvoll in Szene setzen. Ultraweitwinkelobjektive kommen zudem häufig in der Astrofotografie zum Einsatz. Bei sehr kurzen Brennweiten kommt es jedoch zu einer erheblichen Verzerrung an den Bildrändern. Gerade Linien erscheinen gekrümmt. Ultraweitwinkelobjektive sind nicht ganz einfach zu beherrschen. Wer sich die Mühe macht, wird jedoch mit fantastischen Ergebnissen belohnt.
Probiert folgende Objektive aus: NIKKOR Z 20mm f/1.8 S, NIKKOR Z 14-30mm f/4 S, NIKKOR Z 17-28mm f/2.8, NIKKOR Z DX 12-28mm f/3.5-5.6 PZ VR, NIKKOR Z 24mm f/1.8 S
Weitwinkel: 24 bis 35 mm
Objektive mit einer Brennweite von 24 bis 35 mm bezeichnet man als Weitwinkelobjektive. Diese werden von Landschafts-, Interieur- und Architekturfotograf:innen bevorzugt. Des weiteren eignen sie sich hervorragend für die Street-Fotografie und dramatische Aufnahmen des Nachthimmels. Wenn ihr nah ans Motiv herangeht, könnt ihr die Perspektive der Szene besonders betonen. Weitwinkelobjektive sind perfekte Reisebegleiter für Aufnahmen von Landschaften, Städten, Menschen und vielem mehr.
Probiert folgende Objektive aus: NIKKOR Z DX 24mm f/1.7, NIKKOR Z 26mm f/2.8, NIKKOR Z 28mm f/2.8, NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR, NIKKOR Z 35mm f/1.8 S
Normal: 35 bis 70 mm
Objektive mit Brennweiten zwischen 35 und 70 mm werden als Normalobjektive bezeichnet. Der Bildwinkel entspricht in etwa dem menschlichen Sichtfeld. 50-mm-Festbrennweitenobjektive wie das NIKKOR Z 50mm f/1.8 S haben sich dabei als Standard für Normalobjektive durchgesetzt. 50-mm-Objektive sind ideale Begleiter für den ganzen Tag und eignen sich für so viele verschiedene Arten von Aufnahmen, insbesondere bei schlechten Lichtverhältnissen oder in Innenräumen. Dieser Objektivtyp ist auch ideal für Aufnahmen mit geringer Tiefenschärfe und tollem Bokeh.
Mehr dazu: Was ist Bokeh und wie verwende ich es?
Probiert folgende Objektive aus: NIKKOR Z 40mm f/2, NIKKOR Z 35mm f/1.8 S, NIKKOR Z 50mm f/1.8 S, NIKKOR Z 28-75mm f/2.8
Tele: 70 bis 200 mm
Teleobjektive weisen in der Regel Brennweiten zwischen 70 und 200 mm auf. Damit sind sie eine beliebte Wahl in der Porträt- und Hochzeitsfotografie (insbesondere die Brennweite von 85 mm). Brennweiten im oberen Bereich eignen sich hervorragend für Wildtiere, da ihr das Motiv hier nicht nahe vor die Linse bekommt. Teleobjektive mit höherer Brennweite geben euch die Freiheit, als reine Beobachter:innen zu fotografieren: Eure Motive bekommen nicht mit, dass sie fotografiert werden – ideal auch für Reportageaufnahmen aus der Entfernung. Dies ist auch der Brennweitenbereich für viele Makroobjektive.
Probiert folgende Objektive aus: NIKKOR Z 70-180mm f/2.8, NIKKOR Z 85mm f/1.8 S, NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena, NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 S, NIKKOR Z DX 50-250mm f/4.5-6.3 VR
Supertele: ab 300 mm
Ab 300 mm bewegen wir uns im Supertelebereich. Diese Objektive werden am häufigsten von Sport- und Naturfotograf:innen eingesetzt. Die haben es besonders schwer, nah an ihre Motive herankommen. In diesem Bereich und mit einem so engen Bildwinkel ist es ratsam, ein Stativ zu verwenden, um die Kamerabewegung zu reduzieren (obwohl Nikons Bildstabilisator (VR) und VR-Objektive dabei helfen können). Für ein Stativ spricht jedoch noch ein weiterer Grund: Objektive mit so langen Brennweiten sind groß und schwer. Teleobjektive können mit einem Telekonverter kombiniert werden, der die Brennweite des Objektivs verdoppeln und so noch mehr Reichweite bieten kann.
Probiert folgende Objektive aus: NIKKOR Z 180-600mm f/5.6-6.3 VR, NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S, NIKKOR Z 400mm f/4.5 VR S, NIKKOR Z 600mm f/6.3 VR S
Mehr über Technologie und Know-how
Für noch mehr Kreativität