Wie gut ist die Funktion „Portrait mit hohem Tonwertumfang“? Hochzeitsfotografin Frøydis Geithus testet die aktuelle Firmware v.2.0 für die Nikon Z 8
Die neuen Einstellungen für Porträts und Monochrom-Aufnahmen sind ein echter „Gamechanger“. Sie zeichnen sich durch eine beeindruckende Bildqualität aus und verringern den Aufwand deutlich.
Nikon-Ambassador Frøydis Geithus ist eine der renommiertesten Hochzeitsfotografinnen der Welt und bekannt für ihren unverwechselbaren Stil. Sie vereint wilde Landschaften und dramatisches Licht mit wunderschönen, romantischen Porträts.
Sie war einer der ersten, die mit der Nikon Z 8 fotografiert haben. Da war es selbstverständlich, dass wir sie gebeten haben, die neue Firmware v.2.0 für diese fantastische Kamera zu testen, insbesondere die neuen Porträtfunktionen wie „Portrait mit hohem Tonwertumfang“ und die Monochrom-Modi.
Nikon Magazin: Hallo Frøydis, wie war dein erster Eindruck von der neuen Firmware?
Frøydis Geithus: Sie ist fantastisch! Einige der Funktionen sind echte Gamechanger für mich und meine Arbeit. Für mich als Hochzeitsfotografin ist der Hautton absolut entscheidend. Bei Aufnahmen im Freien ist es mitunter schwierig, den richtigen Hautton zu treffen, weil die Kamera so viele Informationen verarbeiten muss. Mit all den Farben in der umgebenden Landschaft und den Motiven im Bild ist es oft extrem schwierig, sämtliche Töne auszubalancieren. Mit der neuen Einstellung „Portrait mit hohem Tonwertumfang“ gelingt dies jedoch schon in der RAW-Datei, die die Kamera ausgibt. Zudem sind die Tonwerte sehr natürlich. Ich arbeite mit ganz normalen Menschen zusammen, daher lege ich großen Wert auf eine natürliche Wirkung. Der Hautton muss eine gewisse Weichheit aufweisen, ohne dass die Textur verloren geht.
Derartige Ergebnisse direkt aus der Kamera machen sich doch bestimmt bei der Bearbeitungszeit bemerkbar?
Ja, absolut. Man betätigt heute ziemlich oft den Auslöser, besonders bei der Hochzeitsfotografie. Es kommt leicht vor, dass ich an einem Wochenende 9.000 Aufnahmen mache. Bei einer eintägigen Hochzeit können es 4.000 werden. Dass ich mir bei der Bearbeitung jetzt keine Gedanken mehr über den Hautton machen muss, ist großartig. Kund:innen möchten die Bilder nach dem großen Ereignis selbstverständlich so schnell wie möglich zu sehen bekommen. Derzeit liefere ich in ca. acht bis zehn Wochen. Die neue Firmware wird das erheblich verkürzen.
Wie sieht es mit den neuen Monochrom-Einstellungen aus?
Die Einstellung „Tiefe Tonwerte; monochrom“ ist einfach perfekt. Die damit gemachten Bilder muss ich praktisch nicht bearbeiten. Die Aufnahmen können direkt an die Kund:innen gehen. Bei Schwarz-Weiß-Aufnahmen geht es nicht um Schwarz und Weiß, sondern um all die Graustufen dazwischen. Das Update ist in dieser Hinsicht beeindruckend. Schwarz-Weiß-Aufnahmen können leicht stumpf wirken, aber jetzt sind ein wahrhaft atemberaubender Kontrast und ebensolche tiefen Schwarztöne möglich. Ich stelle den Sucher beim Fotografieren selten auf Graustufen ein. Ich kenne jedoch viele Profifotograf:innen, die das so machen, weil die Farbansicht oft einfach zu viele Informationen enthält. Mit der Graustufenansicht kann man viel mehr aus einem Bild herausholen. Ich kenne sogar Fotograf:innen, die diese Technik für Farbaufnahmen verwenden, um beim Fotografieren einen besseren Eindruck von Kontrast und Licht zu erhalten.
Welche anderen Funktionen, die das Update mitbringt, hast du ausprobiert?
Das Vogel-Tracking habe ich ausprobiert. Das ist eine großartige Funktion, die ich bestimmt gut für Aufnahmen beim Brautstraußwurf gebrauchen kann. Gute Aufnahmen von der Braut beim Straußwurf sind eine echte Herausforderung. Von daher freue ich mich darauf, mit der Funktion zu experimentieren.
Frøydis Geithus’ Top-Tipps für die Hochzeitsfotografie
1. ISO-Automatik verwenden
Ich arbeite meistens komplett mit manuellen Einstellungen. Mitunter ist die Kamera jedoch in vielerlei Hinsicht besser als ich. Besonders bei spontanen, reportageartigen Aufnahmen bei wechselnden Lichtverhältnissen wie beim Verlassen der Kirche oder beim abendlichen Hochzeitsempfang ist ISO-Automatik hilfreich. Ich lege den Bereich auf ISO 100 bis maximal 3200 fest. Das Ergebnis ist stets perfekt.
Mehr dazu: So fotografiert ihr eine Hochzeitsreportage
2. Im RAW-Format fotografieren
Kamerafunktionen und Voreinstellungen müssen für RAW-Dateien geeignet sein. Das ist für mich sehr wichtig. Sämtliche Informationen müssen im Bild enthalten sein, damit die Textur von Gegenständen und Gesichtern zu erkennen ist und man kreative Freiheit bei der Bearbeitung hat. Bei JPEGs ist das nicht der Fall. Genau deswegen ist die Einstellung „Portrait mit hohem Tonwertumfang“ für mich so praktisch – weil schon die RAW-Bilder direkt aus der Kamera fantastisch sind.
3. Kontrast nutzen
Besonders bei Schwarz-Weiß-Bildern sorgt Kontrast für Lebendigkeit und Intensität. Das ist zum Beispiel besonders wichtig, wenn die Braut ein weißes Kleid und der Bräutigam einen dunklen Anzug trägt. Mit Kontrast kann man eine dramatische Wirkung erzeugen. Im Freien darf man den Himmel nicht außer Acht lassen. Früher musste ich die Zeichnung im Himmel während der Bearbeitung wiederherstellen. Mit den neuen Monochrom-Einstellungen ist das jedoch nicht mehr nötig.
4. Abzüge erstellen
Meine Kund:innen sollen stets Abzüge der Bilder erhalten, denn in diesen sieht man die Details und Farben einfach besser. Heutzutage haben wir so viele Fotos gespeichert und sehen sie uns so selten an. Abzüge sind etwas völlig anderes.
5. Bilder machen statt nur zu knipsen
Viele glauben, dass sie Hochzeitsfotos und Porträts mit dem Smartphone machen können. Solche Bilder sind aber nie so gut wie mit einer Kamera aufgenommene. Bei Smartphone-Aufnahmen werden die Bilder gleich im Gerät bearbeitet, Filter sind aktiviert usw. Bei einer Kamera kann man das Objektiv wechseln und die Einstellungen anpassen und die Bilder im Nachhinein bearbeiten. Dadurch eröffnen sich kreative Möglichkeiten ... ihr gestaltet ein Bild, statt es nur zu knipsen.
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