Wildtiere in der Morgen- und Abenddämmerung fotografieren
Früh aufstehen, ein Objektiv mit hoher Lichtstärke und Kenntnis der Gewohnheiten der Tiere sind der Schlüssel zum Fotografieren von Tieren bei schwierigem Licht – verrät Wildlife- und Landschaftsfotograf Konsta Punkka
Fotograf Konsta Punkka hat während der letzten zwölf Jahre die Kunst perfektioniert, die Emotionen der Tiere in seinen Fotos zum Leben zu erwecken. Der Nikon-Ambassador aus Finnland lässt sich von Gemälden und Märchenbüchern inspirieren und fotografiert in der Umgebung seiner Heimatstadt oft Füchse, Dachse, Waschbären, Elche und Rehe. In einem Gespräch mit Nikon Magazin im Vorfeld des Starts der neuen Serie The Human Prompt verrät Konsta seine besten Tipps für die Tier- und Landschaftsfotografie.
Seid aufgeschlossen und vertraut eurer Kreativität
Als sich Konsta die Gelegenheit bot, für die Serie „The Human Prompt“ mit einer Unterwasserausrüstung in den Fjorden des finnischen Kuusamo zu fotografieren, war er sofort dabei. „Das Fotografieren unter Wasser war für mich eine völlig neue Welt“, erinnert er sich. „Ich hatte ein Bild im Kopf, das ich erreichen wollte.“ In der ersten Folge der Videoserie sollten fünf Fotograf:innen „Licht in der Dunkelheit, Dunkelheit im Licht“ finden.
„Man muss immer flexibel bleiben“, erklärt er. „Ich hatte die Idee, halb unter Wasser zu fotografieren, entweder mit dem Licht, das durch das Wasser kommt, oder mit dem Nordlicht. Am ersten Tag war es bewölkt und das Licht war schwach und fade. Erst gegen Mittag war es hell genug, um unter Wasser zu gehen. Bei der Suche nach einem Standort stieß ich auf einen Rentierschädel mit Geweih. Ich wusste sofort, dass dies mein Motiv werden würde. Ich probierte alle möglichen Lichtszenarien aus. Manchmal stand ich ganz still, sodass sich nur klares Wasser zwischen dem Schädel und dem Objektiv befand. Und manchmal wirbelte ich etwas Sand auf, um Bewegung zu erzeugen. Nachdem ich das Hauptmotiv für meine Aufnahme gefunden hatte, ließ ich meiner Kreativität freien Lauf. Am Ende steckte ich zwei Stunden lang im Neoprenanzug und hatte wohl über 600 Fotos gemacht. Ich mochte das Mystische in unserer Aufgabe, Dunkelheit und Licht.“
Morgengrauen oder Abenddämmerung?
„Wenn ich Wildtiere oder Landschaften fotografiere, fahre ich oft sehr früh am Morgen los – um 3 oder 4 Uhr morgens –, wenn die Tierwelt schon wach und das Licht schön ist“, sagt Konsta. „In der Morgendämmerung wird das Licht stetig besser und die Tiere sind oft auf Nahrungssuche. Das ist der beste Zeitpunkt, um sie zu fotografieren, bevor sie zu ihren Schlafplätzen zurückkehren. In der Abenddämmerung muss man das schnell verschwindende Sonnenlicht im Blick haben.“
Tipp vom Profi:Wenn die Abenddämmerung in die blaue Stunde übergeht, habt ihr viele Möglichkeiten, dämmerungsaktive Tiere zu fotografieren – aber ihr müsst schnell sein! Erkundet den Ort und die Motive, bevor die Sonne untergeht. Dann könnt ihr die Farben und das schwindende Licht gut nutzen.
Das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S bietet große Flexibilität
„Im Alltag verwende ich das NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S an der Nikon Z 9 und das NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 S an meiner Nikon Z 7II. So kann ich schnell wechseln, wenn das Tier zu nahe kommt oder ich die Kamera in einem Versteck fernsteuern möchte“, beschreibt Konsta. Als „Immer-drauf-Objektiv“ empfiehlt Konsta das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S. „Es ist ein sehr gutes Objektiv für Landschaften und Wildtiere, aber auch für Porträts. Es lässt viel Licht herein, was besonders wichtig ist, wenn man unter Schwachlichtbedingungen fotografiert“, fügt er hinzu.
Tipp vom Profi: Einige Zoomobjektive, z. B. das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S, verfügen über eine variable Lichtstärke, d. h. die größte Blendenöffnung wird kleiner, je weiter ihr einzoomt. In diesem Fall solltet ihr, sofern dies gefahrlos möglich ist, näher herangehen, um nicht an Lichtstärke zu verlieren. Oder ihr wechselt auf ein Zoomobjektiv mit fester Blende.
Macht euch mit dem Verhalten der Tiere vertraut
Lernt die Gewohnheiten eures Tieres kennen und ihr werdet bessere Porträts machen. Informiert euch über die Tiere, die ihr fotografieren möchtet, bevor ihr sie aus sicherer Entfernung beobachtet (Zoomobjektive sind hier euer bester Freund!). Als Nächstes müsst ihr das Licht in der Landschaft verstehen. „In welche Richtung wollt ihr fotografieren? Gegen das Licht? Mit dem Licht im Rücken?“, fragt Konsta. „Um zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, muss man planen und wissen, wo das Tier sein wird.“
Offene Blende, niedrigerer ISO-Wert
Bei schwierigen Lichtverhältnissen ist eine große Blendenöffnung entscheidend. „Ihr braucht ein Objektiv mit hoher Lichtstärke. Mit Blende f/2,8 könnt ihr Tiere im Dunkeln fotografieren, ohne den ISO-Wert zu weit zu erhöhen“, erklärt Konsta. „Die meisten meiner Tiere bewegen sich nicht zu schnell, sodass ich den ISO-Wert relativ weit senken kann.“
„Wenn sich das Tier schnell bewegt, verwende ich eine Verschlusszeit von 1/1600 s oder 1/2000 s – manchmal reicht auch 1/1000 s. Wenn das Tier stillsteht, gehe ich auf 1/450 s oder sogar 1/200 s herunter. Spielt mit dem ISO-Wert und der Verschlusszeit, um die perfekten Einstellungen für die jeweilige Situation zu finden. Ich persönlich gehe bei ISO nicht gern höher als 4000.“
Tipp vom Profi: Nutzt die Funktionen eurer Kamera! Die Funktion Pre-Release Capture der Nikon Z 9 und Z 8 startet die Aufnahme bereits wenn ihr den Auslöser halb herunterdrückt und nimmt bis zu eine Sekunde lang Bilder auf – sodass ihr keinen Moment verpasst. Der Pre- und Post-Burst-Modus kann auf 30 Bilder/s oder unglaubliche 120 Bilder/s eingestellt werden, sodass ihr euch immer sicher sein könnt, dass ihr den Zeitpunkt einfriert, den ihr festhalten möchtet.
Man muss keine exotischen Tiere aufnehmen, um erfolgreich zu sein
Konsta begann 2012 mit dem Posten von Fotos auf Instagram und verzeichnete in den folgenden vier Jahren ein stetiges Wachstum. „Wenn man anfängt, hat man meist keinen Zugang zu exotischen Tieren. Viele Jahre lang habe ich Eichhörnchen fotografiert, vor allem rote Eichhörnchen. Schon bald nannten mich meine Follower den ‚Eichhörnchenflüsterer‘“, lacht er. „2016 schnellte die Zahl meiner Instagram-Follower nochmal in die Höhe. Seitdem bin ich Profi.“
Lasst euch auf Fantasien ein
Bei der Postproduktion geht es darum, den Stil zu finden, der zu euch passt. Konsta tendiert mehr zur Fantasie als zum dokumentarischen Stil. „In Adobe Lightroom gehe ich die Grundlagen durch: Lichter, Kontraste, Schatten und dann oft Farbkorrekturen – ich bearbeite Cremetöne, Gelb- und Orangetöne, damit sie zu meinem künstlerischen Bilderbuchstil passen“, erzählt er.
Lest hier Konstas Guide zum Verstecken eurer Kamera, um Wölfe und Bären zu fotografieren, oder seht euch unten Folge zwei von „The Human Prompt“ an.
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