Meine wichtigsten Lektionen als Porträt- und Modefotografin, Regisseurin und Visual Storyteller
Wenn es darum geht, das Wesen des Menschen einzufangen, sind Authentizität und das Gleichgewicht zwischen Leichtigkeit und Kraft das A und O – berichtet die Fotografin Lou Jasmine in der ersten Folge von Nikons neuer Serie „The Human Prompt“
Man nehme fünf Fotograf:innen, setze sie im verschneiten Kuusamo in Finnland ab – und gebe ihnen die Vorgabe, „Licht in der Dunkelheit, Dunkelheit im Licht“ einzufangen. Was ist das Ergebnis? „Es gab einen Moment der völligen Stille“, erinnert sich Nikon-Creator Lou Jasmine. „Als ich die anderen Fotograf:innen ansah, konnte ich förmlich spüren, dass in ihren Köpfen ein Feuerwerk von Ideen stattfand.“
Die Fotografin und Regisseurin fotografiert für Marken wie Adidas und Levi’s, die Musiklegenden von Coldplay und die Männer- und Frauenmannschaften des Fußballclubs Arsenal. Mit ihren Aufnahmen erzeugt sie ein traumhaftes Porträt der Welt. Für die neue Serie von Nikon, „The Human Prompt“, hat Lou eine Hommage an die Natur um sie herum geschaffen und ist dabei ihrem trendigen und farbenfrohen Stil treu geblieben. Im Gespräch mit dem Nikon Magazin verrät sie ihre besten Tipps, damit ihr euer Leben so gestalten könnt, wie ihr wollt.
Menschliche Interaktion bewegt die Welt
Angesichts des zunehmenden Einsatzes von künstlicher Intelligenz geht unsere neue Serie der Frage nach, ob KI eine Bedrohung für die Fotografie darstellt. „Wenn man KI benutzt, interagiert man nicht mit Menschen“, erklärt Lou. „Für mich ist menschliche Interaktion das, was die Welt am Laufen hält. Mein Motiv ist die Hauptperson, und meine oberste Priorität ist es, dass sie sich wohlfühlt und eine Beziehung zu mir aufbaut. Natürlich ist es ein Privileg, Zugang zur Außenwelt zu haben, und künstliche Intelligenz ermöglicht es den Menschen, zu fantasieren, zu träumen und ihre Kreativität zu entfalten. Ich würde das jedoch eher als „visuelle Kunst“ bezeichnen statt als Fotografie. Ich glaube nicht, dass man jemals ersetzen kann, was ein Mensch tun kann. Es wird immer Leute geben, die dokumentieren wollen. Bei all den Informationen, die wir kennen und zu denen wir Zugang haben, ist die Dokumentation heute wichtiger denn je.“
Erwartet das Unerwartete
Der erste Drehtag von „The Human Prompt“ verlief für Lou nicht ganz nach Plan. Die Lösung? Sie blieb flexibel. „Es gab keinen blauen Himmel!“, beklagt sie sich. „Es war ein bedeckter Wintertag mit flachem Licht, was ich nicht mag. Ich wollte aus einem niedrigen Winkel fotografieren und einen schönen blauen Himmel im Hintergrund haben. Das hat mein kreatives Denken ganz schön herausgefordert. Am Anfang war da ein wunderschöner See, rein weiße Bäume, ein bedeckter Himmel – alles ziemlich zurückhaltend. Alles andere, was nicht weiß war, sah automatisch dunkel aus. Ich hatte mir gedacht, mein Model würde wie eine Seegöttin mit wildem Haar aussehen. Gerade als wir uns auf den Weg machen wollten, fanden wir einen anderen Platz auf dem Gipfel eines Berges – mit nichts als Himmel. Ich wollte einen Farbklecks in der Landschaft haben. Also wies ich mein Model an, sich so zu bewegen, als wäre sie der Wind.“
Bei Porträts geht es darum, Leichtigkeit ebenso wie Kraft einzufangen
Lou möchte in ihren Porträts sowohl Leichtigkeit als auch Kraft zeigen. Hier ist ihre Formel:
- Fotografiert nach oben. Dadurch entsteht in der oberen Hälfte des Bildes viel Platz, was zu einer filmischen Komposition beiträgt, während euer Motiv kraftvoll wirkt. Bittet euer Model, direkt in die Kamera zu schauen.
- Fangt natürliche Bewegungen ein. Fangt die Ausstrahlung der Fotografierten ein und arbeitet sie dann weiter heraus. Ein einfaches „Arm hierhin“ oder „etwas zurücklehnen“ ist hier der Schlüssel.
- Haltet Ausschau nach Licht. Natürliches Licht macht euer Motiv weicher und leuchtender. Nutzt also das Tageslicht zu eurem Vorteil. Lasst die Blende weit offen und versucht es mit f/2.8, bevor ihr ggf. auf f/1.2 erweitert.
Verwendet Festbrennweitenobjektive für mehr Klarheit
Festbrennweiten bieten mehr Schärfe und oft eine größere Lichtstärke als Zooms. „Ich habe das NIKKOR Z 85mm f/1.8 S, das NIKKOR Z 50mm f/1.8 S und das NIKKOR Z 24mm f/1.8 S. Ich liebe die geringe Tiefenschärfe, die sie erzeugen – und natürlich den Bokeh-Effekt. Ich habe auch das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S Zoom“, sagt Lou.
Ihr fühlt euch kreativ nicht ausgelastet? Wissen, wann man den nächsten Schritt machen muss
Wie bei jeder Arbeit ist es vielleicht an der Zeit, die Richtung zu wechseln, wenn ihr nicht gefordert werdet. „Ich arbeitete beim Fernsehen, bevor ich in die Fotografie einstieg“, erzählt Lou. „Bei meiner Arbeit für das Fernsehen fühlte ich mich kreativ unterfordert. Ich kannte mein eigenes Talent. Ich stieß auf Barrieren und wurde, um ehrlich zu sein, ziemlich stark diskriminiert. Ich habe mich nicht so weiterentwickelt, wie ich gekonnt hätte. Zu dieser Zeit war ich auch ziemlich erschöpft und fühlte mich ausgebrannt. Als ich aufwuchs, habe ich immer fotografiert. Ich habe eine große, nahestehende Familie und wir hatten schon immer riesige Fotoalben. Und ich bin besessen von Musik und Musiker:innen. Ich habe Fotobücher, in denen Künstler:innen zu sehen sind – ein „zufälliges“ Foto von John Lennon in einem Café beim Frühstück oder Jimi Hendrix beim Gitarrenspiel. Ich fragte mich immer, wer wohl diese Fotos gemacht habe? Sie haben mich sehr beeindruckt. Ich fing an, Partys und Auftritte zu dokumentieren. 2016 postete ich täglich ein Foto auf Instagram. Mir gefiel der Prozess, und ich merkte, dass ich mehr Beachtung fand. Immer mehr Leute folgten meinem Account. Dann wurde ich gebeten, Auftritte zu fotografieren. So kam die Arbeit voran.“
Was ich im Laufe der Jahre gelernt habe …
„Springt ins kalte Wasser. Ich habe dies auf einem Klebezettel in meinem Schlafzimmer hängen, nachdem ich ein Gespräch mit einem Therapeuten hatte. Ich nehme diesen Zettel überallhin mit, denn es ist schwer, es sich zu merken – besonders nach der Corona-Pandemie. Erst jetzt gewinne ich mein Selbstvertrauen zurück – obwohl ich jetzt nach der Pandemie einige der größten Projekte meiner Karriere habe. Ich bin so glücklich, dass ich das tun kann, was ich liebe und was mir so viel Freude bereitet.“
Folgt hier Lous Abenteuern und seht euch unten die erste Folge von „The Human Prompt“ an.
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