So nutzt ihr die goldene Stunde im Gegenlicht
Die richtige Perspektive, die passende Belichtung und eine niedrige ISO-Empfindlichkeit sind der Schlüssel, um die Sonnenstrahlen des Sommers für Gegenlicht zu nutzen – sagt der Landschaftsfotograf Scott Antcliffe
Wenn die Sonne tief am Horizont steht und die Landschaft in ein warmes Licht taucht, haben Fotograf:innen die Gelegenheit, beeindruckende Bilder mit Gegenlicht zu machen. Diese Technik, bei der sich die Hauptlichtquelle hinter dem Motiv befindet, kann dramatische und traumähnliche Effekte erzeugen. Selbst gewöhnliche Szenarien werden so in außergewöhnliche Fotos verwandelt. Sehen wir uns an, was Gegenlicht alles kann.
Wann und warum mit Gegenlicht fotografieren?
Gegenlicht ist besonders effektiv während der goldenen Stunde. Das ist das magische Zeitfensters kurz nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang, wenn die Sonne tief am Himmel steht. Dieser Moment bietet ein weiches, warmes Licht – perfekt, um stimmungsvolle Bilder zu schaffen.
- Dramatik und Stimmung verstärken. Gegenlicht kann einen dramatischen Effekt erzeugen, besonders während der goldenen Stunde, wenn das Licht warm und weich ist. Es ist perfekt, um stimmungsvolle, fast schon magische Bilder zu erstellen.
- Silhouetten erzeugen. Wenn ihr die Konturen des Motivs betonen wollt, ohne Details scharf zu stellen, ist Gegenlicht perfekt, um markante Umrisse vor leuchtendem Himmel zu erzeugen.
- Durchsichtige Motive hervorheben. Gegenlicht funktioniert wunderbar bei durchscheinenden Motiven wie Blättern, Blüten oder feinen Haaren und bringt sie zum Leuchten.
Kameraeinstellungen:
Mit diesen Einstellungen holt ihr das Beste aus dem Gegenlicht während der goldenen Stunde heraus:
- Das Objektiv wählen. Ein Weitwinkelobjektiv (24 – 35 mm) ist oft ideal für Landschaftsaufnahmen bei Gegenlicht. Ein mittleres Teleobjektiv (85 – 135 mm) eignet sich gut für Porträts.
- Den Kameramodus einstellen. Der manuelle Modus bietet die größte Kontrolle über die Einstellungen.
- Den ISO-Wert anpassen. Beginnt mit einer niedrigen ISO-Empfindlichkeit, etwa 100 – 400, um das Rauschen gering zu halten. Dieser Wert kann bei Bedarf für kürzere Belichtungszeiten oder wenn es dunkler wird, erhöht werden.
- Die Blende wählen. Für Landschaften mit einer großen Tiefenschärfe sind f/8 bis f/11 bewährt. Für Porträts mit geringer Tiefenschärfe probiert ihr f/4 bis f/2.8.
- Belichtungszeit bestimmen. Diese hängt vom Motiv und dem gewünschten Effekt ab. Beginnt für Landschaften mit etwa 1/250 s, um Details einzufrieren.
- Weißabgleich. Stellt „Tageslicht“ oder „Schatten“ für einen wärmeren Ton ein oder verwendet einen benutzerdefinierten Weißabgleich für mehr Kontrolle.
- Belichtungskorrektur. Es kann sein, dass ihr eine negative Belichtungskorrektur (-1 bis -2 LW) verwenden müsst, um eine Überbelichtung zu vermeiden. Das gilt vor allem beim Fotografieren von Silhouetten.
- Belichtungsmessung. Die Spotmessung kann hilfreich sein, wenn ihr einen bestimmten Teil des Motivs im Gegenlicht scharfstellen wollt.
- Autofokus. Verwendet die Einzelfeldsteuerung bei unbewegten Motiven. Für bewegte Motive könnt ihr den kontinuierlichen Autofokus (AF-C) in Betracht ziehen.
- RAW-Format. Fotografiert im RAW-Format, um mehr Möglichkeiten bei der Nachbearbeitung zu haben.
Bildkomposition bei Gegenlicht
Die Komposition ist entscheidend, um die Wirkung des Gegenlichts zu maximieren. Hier sind ein paar Tipps:
- Achtet auf die Positionierung der Sonne. Wählt den Standort so, dass die Sonne etwas seitlich oder direkt hinter dem Motiv steht. Diese Positionierung verhindert, dass die Sonne das Bild überstrahlt, und sorgt dennoch für dieses schöne Leuchten im Gegenlicht.
- Mit Elementen umrahmen. Nutzt natürliche Elemente wie Bäume, Blätter oder Gebäude, um das Motiv zu umrahmen. Dadurch trifft direktes Sonnenlicht nicht auf das Objektiv. Das reduziert Streulicht und verleiht der Komposition mehr Kontext.
- Experimentiert mit Bildwinkeln. Bewegt euch um das Motiv herum, um den besten Aufnahmewinkel zu finden, bei dem das Gegenlicht eine schöne Silhouette oder einen Glow erzeugt. Manchmal kann schon ein Millimeter einen großen Unterschied darin machen, wie das Licht mit dem Motiv interagiert.
Tipps für die Nachbearbeitung
- Belichtung anpassen
Bewegt zunächst den Belichtungsregler, um das Bild auszubalancieren. Da Gegenlichtszenarien oft zu unterbelichteten Motiven oder zu hellen Hintergründen führen, passt die Belichtung so an, dass die Details im Schatten zur Geltung kommen, ohne dass die hellen Bereiche des Bildes verloren gehen. - Lichter und Schatten wiederherstellen
Verwendet die Schieberegler für Lichter und Schatten, um verlorene Details wiederherzustellen. Reduziert die Lichter, um die Details in den hellen Bereichen zurückzuholen. Hebt die Schatten an, um in die dunklen Bereichen mehr von der Landschaft zu enthüllen. - Warme Töne hervorheben
Das Licht der goldenen Stunde ist von Natur aus warm. Verwendet den Farbtemperaturregler, um diesen Effekt zu verstärken. Schiebt den Regler leicht zum gelb-orangefarbenen Spektrum, um das goldenen Leuchten zu betonen. - Kontrast und Schärfe hinzufügen
Erhöht den Kontrast, um das Bild knackiger zu machen. Verwendet den Regler für Klarheit, um den Mitteltonkontrast zu erhöhen und die Textur und die Details in der Landschaft zu verstärken. - Streulicht vermindern
Wenn das Streulicht zu stark ist, könnt ihr zum Beispiel mit dem Bereichsreparaturpinsel oder Stempel störende Flecken oder unerwünschtes Streulicht beseitigen – und gleichzeitig den Gesamteffekt des Gegenlichts erhalten. - Feinabstimmung mit dem HSL-Bedienfeld
Mit dem HSL-Bedienfeld (Farbton, Farbsättigung und Luminanz) können Farben gezielt angepasst werden. Die Sättigung der warmen Töne wird erhöht, um das Leuchten der goldenen Stunde zu verstärken. Unerwünschte kühle Töne lassen sich reduzieren.
Mit diesen Einstellungen gelingen beeindruckende, ausgewogene Landschaftsbilder mit Gegenlicht, die den Zauber der goldenen Stunde bewahren. Bereit loszulegen?
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