Was ist Bokeh und wie verwende ich es?
Die Magie der Unschärfe, warum sie so reizvoll ist und wie man sie hinbekommt
Seltsamerweise gibt es erst seit Ende der 1990er Jahre ein Wort für einen angenehm unscharfen Hintergrund (oder Vordergrund). Nicht, dass es den Effekt vorher nicht gegeben hätte – er hatte nur keinen Namen. 1997 veröffentlichte die Zeitschrift Photo Techniques eine Artikelserie über diesen Effekt. Der damalige Redakteur benutzte das japanische Wort für Unschärfe, um ihn zu beschreiben – und das Bokeh war geboren. Fürs Protokoll: Die Aussprache ist „bo“ wie in „Bohne“ und „ke“ wie in „kehren“, betont auf der hinteren Silbe.
Das Konzept der Tiefenschärfe
Beim Bokeh geht es um die Tiefenschärfe eines Bildes. Wenn man ein Bild aufnimmt, ist die Tiefenschärfe der bestimmte Abstand zur Kamera, in dem alles scharf ist. Die Tiefenschärfe kann groß sein (wenn alles von der Naheinstellgrenze des Objektivs bis unendlich scharf ist) oder extrem kurz (wenn z. B. die Nase eines frontalen Porträts scharf ist, aber bereits die Ohren nicht).
Wie steuert man also die Tiefenschärfe, um den gewünschten Effekt zu erzielen? Als Anfänger:in glaubt man meistens, dass der Weg zum perfekten Bokeh über immer größere Blenden führt. Und ja, größere Blenden machen das Bokeh leichter zugänglich. Aber so einfach ist das nicht immer.
Tiefenschärfe manipulieren
Fangen wir mit den Grundlagen an. Man kann die Blende (die Öffnung, durch die das Licht einfällt) eines Objektivs kleiner oder größer machen. Je größer die Blende ist, desto mehr Licht kommt herein und auch bei wenig Licht kann man fotografieren. Ein weiterer Effekt der offenen Blende ist, dass die Tiefenschärfe des Bildes geringer wird. Ein Objektiv mit einer Offenblende von f/2,8 hat beispielsweise eine geringere Tiefenschärfe als ein Objektiv, das auf f/11 abgeblendet ist (je kleiner die Blende, desto größer die Blendenzahl).
Blende 1:4,2 mit dem NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR auf der Nikon Z 30
Die Tiefenschärfe wird aber auch von anderen Faktoren beeinflusst. Einer der Faktoren ist die Brennweite des Objektivs. Je länger die Brennweite, desto geringer die Tiefenschärfe. Wenn man ein Porträt mit einem 100-mm-Objektiv in 1 m Entfernung vom Motiv fotografiert, erhält man in der Regel mehr Unschärfe als wenn man aus der gleichen Entfernung mit einem 50-mm-Objektiv fotografiert, wenn alle anderen Einstellungen gleich sind.
Eine andere Möglichkeit, die Tiefenschärfe zu beeinflussen, besteht darin, näher an das Motiv heranzugehen. Je näher man dran ist, desto stärker wird die Unschärfe im Vorder- und Hintergrund. Auch der Abstand zwischen dem Motiv und dem Hintergrund wirkt sich aus: Je weiter das Motiv vom Hintergrund entfernt ist, desto unschärfer ist der Hintergrund. Mit einem lichtstarken 1:2,8-Objektiv oder höher (z. B. 1:1,8 oder 1:1,4) kann man also ein schönes Bokeh erzielen. Aber auch mit Objektiven mit einer Lichtstärke von 1:4 oder 1:8 kann man ein schönes Bokeh erzeugen, indem man die oben genannten Techniken kombiniert.
Blende 1:1,7 mit dem NIKKOR Z DX 16-50mm f/3.5-6.3 VR auf der Nikon Z 30
Bei den Einstellungen und kreativen Entscheidungen gibt es einiges zu beachten: Welche Wirkung will ich erzielen? Wie stark soll das Bokeh sein? Wo soll es sein?
Sprechen wir jetzt über Qualität. Unschärfe ist nicht gleich Unschärfe, und vieles hängt von der Konstruktion des Objektivs ab. Als „bestes“ Bokeh gilt oft, wenn Lichtpunkte möglichst kreisförmig unscharf sind. Hierbei sind die Anzahl und Form der Blendenlamellen, die die Blende bilden, wichtig. Bessere Objektive haben in der Regel neun Lamellen, während günstige Kit-Objektive häufig sieben Lamellen haben. Teurere Objektive haben in der Regel auch stärker gekrümmte Lamellen, was zu einem schärferen Kreis führt. Das neue NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena – ein neues Flagschiff-Bokeh-Objektiv – hat 11 gebogene Blendenlamellen, die ein wunderbares Bokeh erzeugen.
Kreativ werden mit Bokeh
Porträts
Bei Porträts ist es gut, eine Trennung zwischen dem eigentlichen Motiv und der Umgebung zu haben, damit sich Betrachtende auf die Person konzentrieren. Aber der Grad der Trennung kann einen dramatischen Einfluss auf das endgültige Bild haben. Das Fotografieren mit etwas Bokeh kann eine Geschichte erzählen, denn es sorgt für eine Trennung, lässt Betrachtende aber trotzdem etwas vom Hintergrund erahnen. Kein Bokeh zu haben, erfordert eine sorgfältige Komposition, damit die Person nicht in einem unübersichtlichen Hintergrund untergeht. Umgekehrt kann zu viel Bokeh (ja, so etwas gibt es) einer Aufnahme den Kontext nehmen und die Geschichte des Porträts verwässern.
Makro
Makro-Objektive (solche, die ein kleines Motiv im Verhältnis 1:1 auf den Sensor projizieren können) sind fantastisch für Bokeh, denn durch die stärkere Vergrößerung entsteht eine geringe Tiefenschärfe, selbst bei einer höheren Blendenzahl. Das NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 ist ein großartiges Festbrennweitenobjektiv für den kleinen Geldbeutel. Es kann eine Vielzahl von Stilen und Situationen bedienen – von der Straßenfotografie und sogar Landschaften bis hin zu echten 1:1-Makrofotos. Am anderen Ende der Skala ist das NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S ein Profi-Objektiv für Nahaufnahmen, das ein wunderschönes, rundes Bokeh liefert.
Nicht nur für den Hintergrund
Obwohl Bokeh oft verwendet wird, um ein Motiv vom Hintergrund zu trennen, sollte man nicht vergessen, auch den umgekehrten Weg auszuprobieren und das Motiv vom Vordergrund zu trennen. In der Porträt- und Modefotografie ist dies eine beliebte Technik, um den Bildern eine andere Art von Tiefe zu verleihen, indem man das Motiv zum Beispiel hinter einen Vorhang aus kleinen Lichtern stellt oder bei Außenaufnahmen das eigentliche Motiv hinter Blumen und Gräsern platziert.
Bokeh zum Star der Show machen
Mit einem guten Objektiv und in der richtigen Situation entstehen wunderschöne Bilder machen, bei denen das Bokeh der Star der Show ist. Eine nächtliche Skyline, die nur aus Bokeh besteht, kann einen abstrakten Charakter annehmen. Diese Technik kann man auch zu Hause mit einer gewöhnlichen Lichterkette ausprobieren. Öffnet die Blende so weit wie möglich, fokussiert auf einen freien Bereich vor den Lichtern und schaut euch das Ergebnis an.
Die besten Objektive für Bokeh
Man kann Bokeh auch bei 1:4 und sogar bei 1:8 erreichen. Einfacher im Alltag ist es aber mit einem Objektiv mit 1:2,8 (das ist einer der Gründe, warum 1:2,8 so beliebt ist). Das Festbrennweitenobjektiv NIKKOR Z DX 24mm f/1.7, produziert mit sieben abgerundeten Blendenlamellen ein hervorragendes Bokeh zu einem günstigen Preis für Einsteiger. Weitere Informationen über das Festbrennweitenobjektiv DX 24 mm gibt es hier. Und wie man das Objektiv optimal einsetzt, erfahrt ihr hier.
Das NIKKOR Z 28-75mm f/2.8 ist ein hervorragendes Zoomobjektiv zu einem erschwinglichen Preis, während das NIKKOR Z 70-180mm f/2.8 mehr Brennweite. Beide liefern uns das f/2,8-Bokeh. Wer ein lichtstarkes Objektiv sucht (d. h. mit größerer Blende), der findet bei den NIKKOR-Z-Festbrennweiten einige wunderbare Optionen. Angefangen beim NIKKOR Z 40mm f/2, das ein wunderschönes Bokeh liefert, über das NIKKOR Z 50mm f1/1.8 S, das ein großartiges Objektiv für eine Vielzahl von Motiven ist, bis hin zum NIKKOR Z 85mm f/1.2 S, das bei Porträtfotografen für seine Bokeh-Qualität beliebt ist. Und natürlich das NIKKOR Z 58mm f/0.95 Noct. Das NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena ist ein Objektiv für Bokeh-Fans, das schon als „moderne Legende“ bezeichnet wird. Die wichtigsten Daten gibt es hier, und die besten Tipps und Tricks für noch mehr Bokeh-Kreativität lest ihr hier.
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