Das Festessen fotografieren mit Donna Crous
Donna Crous verrät ihre bevorzugten Einstellungen für festliche Foodfotos und wie sie dafür gerichtetes Licht und Bokeh einsetzt
Die Festtage sind der perfekte Zeitpunkt, um eure Food-Fotografie zu verbessern. Für einen dunklen und stimmungsvollen Stil, der über die traditionellen Grün- und Rottöne von Weihnachten hinausgeht, könnt ihr diese Top-Tipps der Food-Fotografin und Autorin Donna Crous befolgen.
Sucht euch einen dunklen Hintergrund und stellt die Blende auf f/4 bis f/1.7
„Es kann ruhig ein dunkles Bettlaken oder ein dunkler Schrank sein. Befestigt im Hintergrund ein paar Weihnachtslichter – weiß, reinweiß, farbig, was auch immer. Verwendet dafür Klebeband, das man später im Bild nicht sieht“, schlägt Donna vor. „Passt alles nach euren Wünschen an. Ihr könnt viele Lichter einsetzen oder nur ein paar, die schräg hängen. Deckt den Tisch und bewegt ihn vom Hintergrund weg. Je größer die Entfernung, desto größer der Abstand zum Hintergrund und damit die Möglichkeit für Bokeh, die wunderschöne Hintergrundunschärfe.“
Neulinge sind mit dem Objektiv NIKKOR Z 50mm f/1.8 gut beraten
Wenn ihr eine FX-Kamera besitzt (Z 6II, Z 7II, Z 8 usw.), solltet ihr in das preisgünstige Objektiv NIKKOR Z 50mm f/1.8 investieren. Dieses Festbrennweitenobjektiv bietet eine „normale“ Brennweite, die in der Mitte zwischen Weitwinkel- und Teleobjektiv liegt und einen schmeichelhaften Blick auf eure Motive ermöglicht. Ihr könnt das 50 mm f/1.8 auch an einer DX-Kamera verwenden, aber denkt daran, den Crop-Faktor zu berücksichtigen.
Mehr dazu: Was ist ein Festbrennweitenobjektiv?
Fortgeschrittene greifen zum NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S
„Mit dem 105-mm-Makro komme ich sehr nah an meine Motive heran“, erklärt Donna. Dieses Makro hat eine Naheinstellgrenze von 0,29 m und einen Abbildungsmaßstab von 1:1, sodass euer Motiv immer naturgetreu abgebildet wird. Donnas bester Tipp? Platziert den Hintergrund weit weg, öffnet die Blende weit und stellt sicher, dass euer Motiv scharf ist.
Mehr dazu: Tipps, wie Neulinge ihre Lebensmittelfotos verbessern können
Verwendet kleine Servierteller
„Auf kleinen Tellern und mit kleinem Besteck sehen Aufnahmen von Speisen fast immer besser aus“, verrät Donna. Beginnt mit eurem Hauptmotiv und baut den Rest nach und nach auf, bis keine leeren Räume mehr stören. Verändert auch euren Stil. Versucht es zunächst mit einem minimalistischen Ansatz: Platziert Weihnachtskuchen auf einer Etagere oder einem Teller und fügt Lichter im Hintergrund hinzu. „Hier fungiert der Kuchen als zentrales Hauptmotivelement“, erklärt Donna. „Und die Weihnachtsbeleuchtung im Hintergrund erzählt eure Geschichte. Haltet es einfach und konzentriert euch mehr auf die Fototechnik als auf das Styling des Gerichts. Oder ihr inszeniert den Überfluss mit vielen verschiedenen Gerichten, so wie beim Abendessen, und konzentriert euch weniger auf den Hintergrund.“
Fotografiert mit gerichteter Beleuchtung
„Verwendet gerichtetes Licht (Licht von links oder rechts) oder Gegenlicht, aber niemals Frontallicht, denn das macht das Motiv oft langweilig und zweidimensional“, rät Donna. Schaltet die Deckenbeleuchtung aus, sucht euch ein Fenster, an dem ihr euer Essen leicht aufstellen könnt, und schließt gegebenenfalls weitere Jalousien, wenn die zusätzlichen Lichtquellen stören. Stellt den Weißabgleich auf „Automatisch“ ein oder passt die Kelvin-Einstellungen im Menü an. Das lohnt sich vor allem wenn es eine besonders schwierige Tageszeit ist, zu der zum Beispiel alles blau wird.
Probiert verschiedene Texturen aus
„Ich liebe es, mit Strukturen im Bild zu arbeiten“, lächelt Donna, „zum Beispiel mit Schneidebrettern oder Schüsseln aus Holz. Ein absolutes Highlight für Food-Fotograf:innen ist ein zerkratztes oder leicht rostig-orange-schwarzes Schneidebrett.“ Donna empfiehlt, online einen Foto-Hintergrund zu kaufen, um eure Aufnahmen kostengünstig aufzupeppen. Ihre Lieblingsfirmen sind Capture by Lucy und Black Velvet Styling.
Lasst euer Essen köstlich aussehen
Bevor das Weihnachtsessen richtig losgeht, solltet ihr darauf achten, dass das Essen nicht zu lange gekocht wurde. Bestreicht die Speisen mit Olivenöl, um sie schön zum Glänzen zu bringen, wenn sie nach dem Abkühlen etwas stumpf aussehen. „Als ich mit dem Fotografieren anfing, kochte ich das Familienessen, holte es aus dem Ofen und fotografierte es dann schnell. Ich musste fast immer alle bitten zu warten, bevor sie es endlich essen durften!“, erinnert sich Donna. „Wenn das Essen verzehrt werden soll, müsst ihr natürlich sicherstellen, dass es nach Anleitung gekocht wird. Auch solltet ihr vor dem Auftischen wissen, wie ihr eure Requisiten und Stoffe verwenden werdet. Jedes Bild braucht eine Geschichte. Fotografiert also euer Weihnachtsessen auf dem festlichen Tisch oder stellt euch auf einen Stuhl, um einen besseren Blickwinkel zu erhalten. Im Zweifelsfall lasst ihr jemanden das Essen halten und fotografiert mit weit offener Blende, damit der Hintergrund unscharf wird. Vergewissert euch, dass der Tisch gerade abgebildet wird. Nutzt dafür die Rasterlinien im Sucher, ein Stativ oder eine Wasserwaage im Zubehörschuh der Kamera.
Fotografiert im Hochformat
„Lebensmittel sehen im Hochformat immer besser aus, und es ist einfacher, sie zu stylen“, erklärt Donna. Es passt auch besser für die sozialen Medien, da das Hochformatbild den gesamten Bildschirm des Telefons ausfüllt.
Donnas Checkliste für die Nachbearbeitung:
Das Hauptmotiv maskieren
- Um die Struktur herauszuarbeiten, erhöht sie die Lebendigkeit und Sättigung und entfernt alle unerwünschten Details.
- Wenn auf dem Foto Holz zu sehen ist, solltet ihr die Klarheit und die Textur des Holzes verstärken, damit es so richtig zur Geltung kommt.
Eine Vignettierung hinzufügen
- Vignettierung ist eine stilistische Entscheidung. Donna liebt die Art, wie sie das Auge beim Betrachten in die Mitte des Fotos zieht und das Hauptmotiv betont.
Hellere Stellen übermalen
- Donna färbt oft die helleren Bereiche des Fotos so ein, dass es aussieht, als sei das Bild bei Sonnenauf- oder -untergang entstanden.
Donna Crous ist preisgekrönte Fotografin, Autorin, Bloggerin. Sie lebt auf der Kanalinsel Jersey (Vereinigtes Königreich). Ihr erstes Kochbuch, A Healthier Family for Life: Stress-free feasts for a multi-diet family (»Eine lebenslang gesunde Familie: Stressfreie Mahlzeiten für eine Familie mit verschiedenen Ernährungsgewohnheiten«), wurde 2021 veröffentlicht. Ihren kulinarischen Abenteuern könnt ihr hier folgen.
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