Das Kamera-Einmaleins: Ihr habt gerade eine neue spiegellose Kamera bekommen. Wie geht’s jetzt weiter?
Die ersten vier Schritte zum Einstieg in die Fotografie, der Unterschied zwischen DX- und FX-Kameras und wie ihr Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert richtig einstellt
DSLR-Kameras (digitale Spiegelreflexkameras) haben die Welt der Fotografie jahrzehntelang dominiert. Doch in den letzten Jahren hat sich die Technologie der spiegellosen Kameras rasant weiterentwickelt. Durch den Wegfall des Spiegels, der sich bei einer DSLR vor dem Sensor befindet, sind die Kameras kleiner und leichter und verwackeln weniger. Die Vorteile spiegelloser Kameras sind endlos: Das spiegellose Z-System bietet einen nahezu geräuschlosen Betrieb, blitzschnelle Serienbildgeschwindigkeiten, Hybrid-Autofokus, elektronische Sucher und die neuesten EXPEED-Prozessoren – ganz zu schweigen von den unzähligen Z-Bajonett-Objektivoptionen. Lest weiter, um mit eurer neuen spiegellosen Kamera das Beste aus euren Motiven herauszuholen.
DX oder FX?
Bei digitalen Spiegelreflexkameras bezieht sich die Bezeichnung der Kamera auf die Größe des Bildsensors. Nikon bietet sowohl spiegellose Modelle mit Vollformat-FX-Sensor als auch spiegellose Modelle mit Cropped-Sensor im DX-Format an, die den unterschiedlichsten Anforderungen gerecht werden. Der Hauptunterschied liegt in der physischen Sensorgröße der Kamera. Die FX-Modelle verfügen über einen größeren 36x24-mm-Vollformatsensor, der ungefähr der Größe eines 35-mm-Films entspricht, während der DX-Format-Sensor mit 24x16 mm kleiner ist.
Den Formatfaktor verstehen
Der DX-Sensor hat einen 1,5-fachen „Formatfaktor“, oft auch als „Crop-Faktor“ bezeichnet. Der Formatfaktor ist das Verhältnis zwischen der Größe eines Kamerasensors und der Größe eines Kleinbildfilms. Dank des 1,5-fachen Formatfaktors sind die Kameras und die dazugehörigen NIKKOR-Z-Objektive kleiner und erschwinglicher geworden. Wenn man zum Beispiel ein 50-mm-Objektiv auf eine DX-Kamera setzt, erhält man tatsächlich den Bildwinkel und die Vergrößerung ähnlich einem 75-mm-Objektiv auf einer FX-Kamera. Die einfache Rechnung: 50 x 1,5 = 75.
Das folgende Bild wurde mit einer Nikon Z 6II und dem NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S mit einer Brennweite von 70 mm aufgenommen.
Nikon-Kameras
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels gibt es drei DX-Kameras und acht FX-Kameras von Nikon.
DX-Kameras:
FX-Kameras:
Auspacken und Einrichten der Kamera
Eine neue Kamera kann überwältigend sein. Es hilft, das Handbuch der Kamera durchzugehen, online Artikel zu lesen oder bei YouTube zu schauen. Im Folgenden findet ihr vier wichtige Schritte, die ihr beachten solltet, wenn ihr zum ersten Mal eine Kamera auspackt:
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Aufladen
Ladet den Akku eurer Kamera vollständig auf, bevor ihr sie einschaltet. Legt dazu den Akku ein und lasst ihm die in der Anleitung angegebene Zeit zum Aufladen.
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Setzt die Speicherkarte ein.
Je nach Kameratyp nimmt eure Kamera SD-Karten, CFexpress-Karten oder XQD-Karten. Große Marken wie SanDisk und Lexar empfehlen für die beste Kamerakompatibilität die Verwendung von Karten der Klassen U3 und V30. Dies sind Karten, die für Videos mit höherer Auflösung wie 4K oder 8K gedacht sind, mit einer Mindestschreibgeschwindigkeit von 30 MB/s. Ich verwende zwei CFexpress-Speicherkarten Typ B von ProGrade mit 512 GB im Dual-Slot.
Ihr könnt die Speicherkarten auch dazu benutzen, um die Firmware der Kamera zu aktualisieren. Die Firmware spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung der ordnungsgemäßen Funktion und Leistung der Kamera.
Mehr dazu: Firmware-Update v.4.10 bringt neue Vogel- und Flugzeugerkennung für die Z 9
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Konfiguriert eure Einstellungen
Wenn ihr eure Kamera zum ersten Mal einschaltet, solltet ihr euch etwas Zeit nehmen, um durch die Menüs zu navigieren. Passt die verschiedenen Grundeinstellungen euren Wünschen an, bevor ihr losfotografiert. Stellt Dinge wie Uhrzeit und Datum, Tonlautstärke, Bildschirmhelligkeit und Akku-/Energieoptionen ein. Folgt Nikon auf YouTube für eine Einführung in die Einstellungen, ihren Zweck und ihre optimale Nutzung.
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Tasten und Bedienelemente lernen
Macht euch mit den verschiedenen externen Bedienelementen, Einstellringen und Tasten eures speziellen Modells vertraut. Lest dafür die Bedienungsanleitung und probiert die einzelnen Funktionen aus, bevor ihr das erste Mal unterwegs seid. Dieses Wissen wird euch helfen, die Kamera anschließend selbstbewusst einzusetzen.
Das Belichtungsdreieck verstehen
Eines der grundlegenden Konzepte der Fotografie ist das „Belichtungsdreieck“ aus ISO, Blende und Verschlusszeit. Übt fleißig, um diese drei Einstellungen zu beherrschen, damit ihr jede Szene und jedes Porträt richtig belichten und nach euren Vorstellungen künstlerisch erfassen könnt.
ISO-Empfindlichkeit
Die ISO-Einstellung steuert die Lichtempfindlichkeit des Kamerasensors. Ein niedriger Wert bedeutet eine geringere Empfindlichkeit und eine bessere Bildqualität, höhere ISO-Werte hingegen ermöglichen Fotos bei wenig Licht. Je näher ihr euch jedoch den höchsten ISO-Werten eurer Kamera nähert, desto mehr digitales „Rauschen“ wird in die Bilder eingebracht und sie werden körniger. Ein niedrigerer ISO-Wert ist also vorteilhafter. An einem schönen, sonnigen Tag könnt ihr einen ISO-Wert von 100 wählen. In der Nacht jedoch oder bei schwachem Licht, z. B. bei einem Konzert, benötigt ihr einen ISO-Wert von mindestens 1600.
Blende und Tiefenschärfe
Die Blende wird durch einen Blendenwert dargestellt, der bestimmt, wie viel Licht die Objektivöffnung zum Sensor durchlässt. Größere, offene Blenden (kleine Blendenwerte wie f/1,8, f/2,8, f/4) erzeugen eine geringere Tiefenschärfe, während kleinere, geschlossenere Blenden (f/6 oder f/11) einen größeren Teil des Motivs schärfer machen. Eine offene Blende als f/2,8 oder f/1,8 ermöglicht auch eine kürzere Verschlusszeit (und damit weniger Verwacklungsunschärfe und besseres Einfrieren des Motivs).
Für die Landschaftsfotografie eignet sich eine Blende von etwa f/11. Konzerte und lichtschwache Umgebungen verlangen eine möglichst offene Blende (f/2,8 oder weniger), und für die Makrofotografie könnt ihr bis zu f/22 gehen. Es hängt alles vom Motiv ab, vom Objektiv und natürlich vom ISO-Wert und der Verschlusszeit.
Belichtungszeit
Die Verschlusszeit gibt an, wie lange der Verschluss eurer Kamera geöffnet bleibt und den Sensor bei der Aufnahme dem einfallenden Licht aussetzt. Kürzere Verschlusszeiten sind fürs Fotografieren von Sportarten oder Tieren in Bewegung wichtig, um die Bewegung ohne Unschärfe „einzufrieren“. Längere Verschlusszeiten sorgen dafür, dass Bewegungen verwischt werden – wie fließendes Wasser bei Wasserfällen oder ziehende Wolken. Mit Neutraldichtefiltern (Graufiltern) und einem Stativ könnt ihr diese Zeiten noch weiter verlängern.
Damit wäre das Wichtigste gesagt. Schnappt euch also eure spiegellose Nikon-Kamera der Z-Serie, zieht los und haltet die Welt in Bildern fest! Strebt nicht von Anfang an nach Perfektion, sondern übt aktiv mit ISO, Blende und Verschlusszeit – und seht, wie ihr so das Aussehen eurer Bilder besser kontrollieren könnt. Schaut bei Bedarf erneut ins Benutzerhandbuch und genießt es, eure fotografische Kreativität mit diesem leistungsfähigen System zu entfesseln. Endlich volle Leistung in handlichem Format!
Der Wanderlust-Reisefotograf des Jahres Scott Antcliffe ist Schriftsteller und Fotograf und lebt in Sheffield, England. Er fotografiert Hochzeiten, Live-Musik, Wildlife, Sport und Landschaften. Im Februar 2022 wechselte er zur spiegellosen Nikon Z 9, nachdem er jahrelang eine Nikon-DSLR verwendet hatte. Begleitet ihn hier auf seiner Reise.
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