Abstrakte Makrofotografie zu Hause
Der Fotograf Alberto Ghizzi Panizza erzählt von seiner Liebe zur Makrofotografie und verrät seine Tipps für die perfekte Aufnahme
Die Makrofotografie hat mich schon immer fasziniert. Wir entdecken mit ihr neue Welten und sie rückt die kleinen Dinge in den Fokus, die wir oft übersehen. Sie ist einfache eine der unterhaltsamsten Fototechniken.
Vorbereitung
Das Schöne an dieser Technik ist, dass eine gute Kompakt- oder Bridgekamera für den Anfang vollkommen ausreicht. Überprüft einfach, ob die Kamera über eine Makrofunktion verfügt, und stellt dann den richtigen Abstand für die maximale Vergrößerung ein. Wenn ihr eine APS-C-Kamera oder eine Vollformatkamera besitzt, kommt es ganz aufs Objektiv an. Lasst euch nicht entmutigen, wenn ihr kein Makroobjektiv besitzt: Man kann auch mit anderen Objektiven einen guten Abbildungsmaßstab erzielen. Ich persönlich verwende oft das AF-S DX NIKKOR 18-300mm f/3.5-5.6G ED VR, um gute Makroaufnahmen zu machen.
Maximale Vergrößerung richtig anwenden
Um euch mit der maximalen Vergrößerung vertraut zu machen, die ihr mit euren Objektiven erreichen könnt, empfehle ich, im manuellen Modus zu fokussieren. Stellt dann den Fokussierring auf die kleinste zulässige Entfernung oder auf die längste Brennweite, wenn ihr ein Zoomobjektiv verwendet. Nun könnt ihr das Motiv durch den Sucher sehen und näher ran oder weiter weg gehen, bis es klar und scharf ist. Wenn ihr den richtigen Abstand durch den Sucher (oder mit Live-View) gefunden habt, seht ihr den maximalen Abbildungsmaßstab, der mit eurem Objektiv erreichbar ist.
Mit dem bereits erwähnten AF-S DX NIKKOR 18-300mm f/3.5-5.6G ED VR kann ich mich beispielsweise bei einer Brennweite von 300 mm 0,45 Meter von meinem Motiv entfernen, um ein Abbildungsverhältnis von 1:3 oder 0,32x zu erreichen. Oft ist das bereits völlig ausreichend für hochwertige Makroaufnahmen. Wenn ihr ein FX-Gehäuse habt, könnt ihr es auch im DX-Modus verwenden, um die gleichen Ergebnisse wie mit einer echten DX-Kamera zu erzielen. Allerdings auf Kosten einer Megapixel-Reduzierung. Wenn ihr ein echtes Makroobjektiv habt, solltet ihr ein Abbildungsverhältnis von 1:1 – also Lebensgröße – erreichen können. Das Motiv nimmt dann die gleiche Fläche auf dem Sensor ein wie in der Realität.
Probiert aus und habt Spaß dabei
Für gute Makroaufnahmen sind in der Regel fortgeschrittene technische Kenntnisse erforderlich – aber lasst euch davon nicht abschrecken. Das ist der Moment, um sich auszuprobieren, zu experimentieren und Spaß zu haben! Hier sind einige Szenarien, die ihr zu Hause ausprobieren könnt.
Tropfen auf einer CD
Ich habe dafür eine CD verwendet (eine DVD funktioniert auch), einen Zerstäuber und eine Spritze für die Tröpfchen auf der Oberfläche. Um es mir einfacher zu machen, habe ich die CD mit einer Klammer am Stativ befestigt. Wenn man meine Aufnahme nachstellen möchte, muss man vor allem den richtigen Winkel finden, um den Regenbogeneffekt zu erzielen. Das geht ganz einfach, indem man sich an ein Fenster stellt und die CD dreht bis die Farben ihre maximale Intensität erreicht haben. Oder ihr verwendet eine LED-Lampe. Jedes Mal, wenn ihr die CD besprüht, bilden sich andere Tropfenmuster. Wenn ihr besonders runde Tropfen erzeugen möchtet, empfehle ich, eine trockene CD zu verwenden.
Täuschend echte Szenerien mit Haushaltsgegenständen
Bei meinen täglichen Streifzügen durch das Haus sind mir Gegenstände wie Schrauben und Nägel ins Auge gefallen, die sich gut als Makroobjekte eignen könnten. Während ich Fotos von ihnen machte, stellte ich mir vor, wie sie wohl zusammen aussehen würden, in bestimmter Konstellation. So kam mir die Idee, Miniaturstädte aus ihnen zu bauen.
Auf einer silbernen Untertasse habe ich also verschiedene Schrauben und Objekte montiert, um eine kleine, imaginäre Stadt nachzubilden. Zugegeben: Es hat einige Anläufe gebraucht, weil ich Teile der Stadt immer wieder mit meinem Arm umgerissen habe. Aber sobald alles fertig aufgebaut war, ging es an die Belichtung.
Um den Hintergrund hübscher zu gestalten, was zu Hause nicht so einfach ist, habe ich mein Notebook benutzt und ein Foto auf den Bildschirm gelegt: einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Nach einigen Experimenten habe ich versucht, so viel Licht wie möglich herauszunehmen, damit sich die Silhouetten der winzigen Strukturen vor dem Hintergrund abheben und einen realistischen Effekt erzeugen.
Welche Motive gibt es zuhause sonst noch?
Ein weiteres leicht zu fotografierendes Motiv für abstrakte und farbenfrohe Bilder: die Formen, die beim Mischen von Öl und Wasser entstehen. Dazu braucht ihr nur eine durchsichtige Auflaufform oder ein Glas. Ich habe letzteres verwendet. Meine Empfehlung: Füllt das Glas nicht ganz bis zum Rand. Fügt dann einige Tropfen Öl hinzu und rührt mit einem Teelöffel um. Es bilden sich nach und nach Blasen unterschiedlicher Größe. Unter das Glas legt ihr einen farbigen Hintergrund. Ich habe ein Blatt mit verschiedenen Farbtönen verwendet. Eine Zeitschrift mit farbigen Seiten eignet sich dafür auch gut. Dann geben wir Licht hinzu. Ich benutze dafür am liebsten eine LED-Taschenlampe, die ich um das Glas kreisen lasse. So betone ich bestimmte Formen und Farben. Die besten Effekte erzielt man, wenn man die Taschenlampe an der Seite platziert. Ihr könnt einen externen Blitz oder eine sehr kurze Belichtungszeit verwenden, um die Flüssigkeit „einzufrieren“.
Die Möglichkeiten sind unbegrenzt …
Wenn ihr die Zeit habt, sind die Möglichkeiten für abstrakte Makros endlos. Habt ihr einen Garten oder einen Balkon mit Pflanzen? Fotografiert einfach trockene Blätter und versucht, die interessantesten Details einzufangen. Geht noch einen Schritt weiter und legt die Blätter in eine Auflaufform und friert sie ein. Bei einem meiner Lieblingsmotive handelt es sich um Moos, mit all den vielen Knospen. Man kann ein Stück davon abtrennen, es ins Haus holen und fantasievoll mit Tropfen und farbigen Hintergründen verzieren.
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