Flatlay-Fotos richtig vorbereiten, gestalten und beleuchten
Der Straßenfotograf Kiran Cox erkundet mit seinem Nikon-Z-Setup das Genre des visuellen Storytellings in der Flatlay-Fotografie
Flatlay-Fotografie erzählt mit Objekten eine persönliche Geschichte. Sie ist dafür bekannt, dass sie eine hohe Interaktion mit Usern in den sozialen Medien erzielt, und wird in vielen Bereichen genutzt: von Blogger:innen und Köch:innen bis hin zu Grafikdesigner:innen und natürlich Fotograf:innen.
Vor einigen Jahren war es auch mein bevorzugter Stil. Damals habe ich als Produktfotograf und Designer für einen Geschenkartikelhersteller gearbeitet. Wenn eine neue Produktreihe eintraf konnte ich mit unterschiedlichen Hintergründen experimentieren; sei es mit verschiedenfarbigem Karton oder ich habe alles eingepackt und eine passende Location gesucht. Das habe ich immer geliebt. Das liegt sicherlich auch daran, dass ich aus der Straßen- und Dokumentarfotografie komme. Es ist einfach toll, auf Entdeckungsreise zu gehen und eine passende Textur oder das perfekte Licht zu suchen.
Bildausschnitt
Der richtige Bildausschnitt ist ein wesentlicher Faktor in der Flatlay-Fotografie. Er bestimmt, wohin der Blick der Betrachtenden geht. Und es liegt an euch, diesen auf das zentrale Element der Aufnahme zu lenken: das Hauptmotiv. Platziert beim Aufbau eurer Szene das Hauptmotivs zunächst in der Mitte des Bildausschnitts. Anschließend könnt ihr Elemente hinzufügen oder entfernen, um zu sehen, was am besten funktioniert. Denkt daran, ab und zu die Perspektive zu verändern, um einen besseren Blick über den Aufbau zu bekommen.
Es gibt verschiedene Gestaltungsstile. Die beiden gebräuchlichsten sind strukturierte Layouts, bei denen jedes Element sorgfältig um das Hauptobjekt herum platziert wird, und ein eher zufällig wirkendes Layout, bei dem ihr die Elemente in verschiedenen Winkeln platziert und einige der Objekte am Rand auch teilweise angeschnitten werden.
Mithilfe der folgenden Anleitung könnt ihr ganz einfach beeindruckende Flatlay-Aufnahmen machen.
Den richtigen Bildausschnitt wählen:
- Achtet darauf, dass sich euer Hauptobjekt in der Mitte befindet und sofort die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zieht.
- Vermeidet größeren Gegenstände in den Ecken der Aufnahme.
- Achtet auf den Abstand zwischen den einzelnen Elementen. Eine gleichmäßige Verteilung passt eigentlich immer.
- Leere Bereiche können sehr ablenkend wirken. Achtet also darauf, besonders in den Ecken des Bildausschnitts.
- Der Fokus sollte auf dem wichtigsten Aspekte des Hauptmotivs liegen. Wenn ihr die Nikon Z 7 fotografiert, solltet ihr z. B. die Anordnung der Tasten oben zeigen.
- Versucht, die Blickwinkel zu variieren. Eine leichte Neigung kann einem Foto viel mehr Tiefe verleihen, ohne dass die Vogelperspektive zu sehr verliert.
- Elemente mit unterschiedlicher Höhe helfen. So könnt ihr ganz leicht bestimmte Elemente hervorheben und leere Bereiche im Bild gut auszunutzen.
Licht
Bei den meisten Flatlay-Aufnahmen wird das Licht gleichmäßig über das Bild verteilt, um lange und harte Schatten zu vermeiden, die Objekte in der Szene verdecken und in manchen Fällen vom Hauptaugenmerk ablenken könnten. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das Foto zu beleuchten: natürliches Licht (draußen sorgt ein bewölkter Himmel für ein tolles, gleichmäßiges Licht mit wenig Schatten) oder künstliches Licht – entweder als Dauerlicht, mit einem Blitz oder zum Beispiel auch einem Neon-Schild.
In einigen Fällen jedoch kann direktes Licht dem Foto mehr Tiefe und Persönlichkeit verleihen, solange es die Objekte im Bild nicht überbelichtet.
Licht im Foto gekonnt einsetzen
- Verwendet gleichmäßige Lichter. So könnt ihr gewährleisten, dass alle Elemente angemessen belichtet werden.
- Achtet auf harte Schatten, da diese einige eurer Objekte verdecken können.
- Beim Fotografieren von reflektierenden Objekten kann es zu hellen Flecken kommen, die wichtige Details überdecken.
- Behaltet den Weißabgleich im Auge. Dies ist besonders wichtig bei Aufnahmen unter blauem Himmel oder bei Kunstlicht.
Professionelle Flatlay-Aufnahmen
Schauen wir Kiran beim Gestalten eines Flatlays über die Schulter
Balance, Farben und Tonwerte
Hier geht es darum, die Persönlichkeit der Aufnahme hervorzuheben und ihr eine besondere Ästhetik zu verleihen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dies zu erreichen. Hier sind einige Beispiele, die ihr ausprobieren könnt:
- Versucht, eine Farbe zu verwenden, die einen schönen Kontrast zu den Elementen bildet, damit diese besser zur Geltung kommen. Auch die Verwendung einer sehr ähnlichen Farbe kann für das Auge sehr ansprechend sein.
- Setzt unterschiedliche strukturierte Hintergründe ein, wie z. B. Ziegel, Holzstrukturen und Beton.
- Wenn ihr Texturen verwendet, sollten sie aber nicht von den Hauptelementen ablenken.
Eine Geschichte erzählen
Ich mache hauptsächlich Straßen- und Dokumentarfotografie. In diesem Genre versuche ich immer, eine Geschichte zu erzählen – entweder durch ein einzelnes Bild oder durch eine Reihe von Fotos. Das wollte ich auch in die Flatlay-Fotografie einbringen. Hier sind ein paar Möglichkeiten, wie auch ihr das erreichen könnt:
- Fügt einige persönliche Gegenstände in euer Foto ein, wie z. B. eine Sonnenbrille, eine Pflanze oder eine Baseballkappe. Achtet nur darauf, dass sie nicht von eurem Hauptmotiv ablenken.
- Hintergründe und Strukturen verleihen einer Aufnahme mehr Tiefe und Persönlichkeit. Wenn ihr die Fotos für einen Blog oder einen Instagram-Feed verwendet, sucht bewusst nach Texturen, die zu eurem Stil passen und eure Persönlichkeit unterstreichen.
- Wenn ihr ein Produkt fotografiert, versucht, seine besonderen Eigenschaften hervorzuheben. Ein Beispiel wären Aufnahmen der Nikon Z 6 mit ausgeklapptem Monitor.
- Bringt andere Elemente mit ein – beispielsweise Wasser. Wenn ihr Produkte oder den Hintergrund mit leichtem Nebel oder Tropfen verseht, wird das Bild noch ansprechender – und betont hier die wetterfesten Eigenschaften der Z-Serie.
- Bildbearbeitung Jeder Fotograf hat dafür gewisse Methoden und einen einzigartigen Stil. So werten sie ihre Fotos zusätzlich auf.
Einstellungen
Jetzt kommt der technische Teil der Flat-Lay-Fotografie. Zu den Einstellungen an Ihrer Kamera gehören die Belichtungszeit, die Blende, der ISO-Wert und die Brennweite, mit der Sie Aufnahmen machen. Hier ist eine kurze Zusammenfassung einiger Einstellungen, die für Flatlay-Aufnahmen empfehlenswert sind.
Belichtungszeit
Die richtige Belichtungszeit hängt ganz von der Art der Aufnahme ab. Wenn Sie mit der Freihandkamera arbeiten, sollten Sie sicherstellen, dass die Geschwindigkeit so hoch ist, dass Verwacklungen vermieden werden. Eine einfache Formel, die Belichtungszeit dahingehend zu bestimmen, ist die doppelte Geschwindigkeit der Brennweite zu nehmen, mit der Sie gerade Aufnahmen machen. Wenn Sie beispielsweise ein 50-mm-Objektiv verwenden, sollten Sie eine Belichtungszeit von nicht weniger als 1/100 Sekunde einstellen.
Blende
Die richtige Blende hängt vor allem davon ab, wie viel Tiefenschärfe Ihr Foto haben soll. Normalerweise sollten Sie mit einer Lichtstärke von 1:5,6 oder höher arbeiten. So stellen Sie sicher, dass alle Motive im Bild scharf und fokussiert sind. Wenn Sie mit Objekten arbeiten, die deutlich größer sind als andere, müssen Sie die Blende möglicherweise weiter vergrößern.
Wenn Sie dagegen einen bestimmten Teil des Fotos hervorheben möchten, z. B. deren Hauptfigur, erhalten Sie mit einem Wechsel zu einer kleineren Blende wie 1:2,8 oder darunter einen angemessen unscharfen Hintergrund.
ISO
In den meisten Fällen werden Flatlay-Fotos unter einer guten Lichtquelle aufgenommen, daher sollte eine hohe ISO-Empfindlichkeit nicht erforderlich sein. Für eine optimale Schärfe sollte sie so niedrig wie möglich gehalten werden, um Körnigkeit zu vermeiden. Die meisten Fotos, die ich mit der Z-Serie gemacht habe, wurden mit ISO 500 oder weniger aufgenommen. Wenn Sie in eher dunkler Umgebung arbeiten, sollten Sie ein Stativ verwenden, um die Belichtungszeit zu verkürzen und den ISO-Wert gering zu halten.
Brennweite
Flatlay-Aufnahmen funktionieren mit den meisten Brennweiten gut. Bei zu hohen Werten kommt es allerdings zu einer leichte Verzeichnung des Objektivs. Um das zu vermeiden, würde ich empfehlen, nicht mehr als 50 mm zu verwenden. Normalerweise verwende ich bei der Street-Fotografie ausschließlich ein 35-mm-Objektiv. Bei Flatlay-Aufnahmen muss man jedoch sehr dicht ans Geschehen heran, da sonst Verzerrungen bei den Aufnahmen entstehen.
Bearbeitung
Heutzutage gibt so viele Programms und Apps zum Bearbeiten von Fotos. Ich persönlich verwende hauptsächlich Adobe Lightroom. Es ist schnell und einfach zu bedienen und ist enorm hilfreich, wenn es darum geht Dateien zu ordnen. Wenn Sie mit Lightroom noch nicht vertraut sind, lernen Sie am besten die Bearbeitungswerkzeuge kennen, toben sich mit den Schiebereglern aus, spielen mit der Tonwertkurve und aktivieren oder deaktivieren alle möglichen Optionen, um zu sehen, wie sie sich auf Ihr Bild auswirken. Sobald Sie wissen, was die einzelnen Funktionen alles bewirken, können Sie mit dem Bearbeiten anfangen.
Es ist außerdem ein großartiges Tool für kleine Korrekturen wie das Entfernen von Staubflecken und das Aufräumen kleiner Bereiche Ihres Fotos.
Tipps für die Bearbeitung von Flatlay-Fotos in Lightroom
- Am Anfang sollten Sie immer die Optionen „Chromatische Aberration entfernen” und „Profilkorrekturen aktivieren” im Bereich „Objektivkorrekturen” aktivieren. Damit reduzieren Sie die Verzeichnung des Objektivs.
- Beim Einstellen der Farben sollten Sie Vorsicht walten lassen. Insbesondere bei der Produktfotografie sollten Sie versuchen, die Farben möglichst originalgetreu zu halten.
- Wenn Sie mehrere Fotos auf demselben Hintergrund gespeichert haben, speichern Sie die Bearbeitung, die Ihnen am besten gefällt, als Voreinstellung. Diese können Sie anschließend auf alle ausgewählten Fotos anwenden.
- Ich (be)arbeite meine Fotos hauptsächlich mit Hilfe der Gradiationskurve. Damit können Sie die natürlichen Farben und Töne in einem Foto drastisch erhöhen.
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