Ihr wisst schon alles über Langzeitbelichtung? Hier könnt ihr euer Wissen beweisen
Langzeitbelichtung macht den Anfang in unserer Foto-Finish-Challenge. Ihr möchtet die manuellen Einstellungen besser beherrschen? Diese Challenges für Anfänger:innen, Begeisterte und Fortgeschrittene werden euch zum Experimentieren anregen …
Die Langzeitbelichtung zaubert Bilder mit glattem Wasser, erhabenen Stadtlandschaften und atemberaubenden Nachthimmeln. Es ist die Kunst, Bewegung zu erfassen, anstatt einen Moment in der Zeit einzufrieren. Diese Technik ist nichts für Anfänger: Die Arbeit mit manuellen Einstellungen an der Kamera kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Ihr möchtet mehr über eure Kamera erfahren? Legen wir los.
Was ist Langzeitbelichtung?
Mit Langzeitbelichtung können wir Bewegung in der Fotografie erzeugen und Dinge sehen, die wir mit dem bloßen Auge nicht erkennen können. Mit dieser Technik zeichnen wir Lichtspuren von Autos, ein gestochen scharfes Bild der Milchstraße und glatte Wasserfälle auf. Das funktioniert mit einer längeren Belichtungszeit (und mit einem stabilen Stativ).
Was ist die Belichtungszeit?
Die Belichtungszeit ist die Zeit bis der Verschluss schließt. Es ist eine Kameraeinstellung, die festlegt, wie lange der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt, um den Sensor zu belichten und Licht einzulassen. Eine längere Belichtungszeit bedeutet, dass mehr Licht auf den Sensor gelangt: perfekt für Bewegungsunschärfe.
Typische Belichtungszeiten bei normalem Licht sind etwa 1/60 bis 1/125 Sekunde. Um Bewegungsunschärfe bei Langzeitbelichtung einzufangen, verwenden wir eine längere Belichtungszeit, beginnend bei einer halben oder viertel Sekunde. Man kann sich das so vorstellen: Der Verschluss ist das Augenlid der Kamera. Je länger die Augen offen sind, desto mehr Informationen nehmen wir auf.
Wenn ihr eine verträumte Atmosphäre schaffen wollt, wählt eine lange Belichtungszeit, um alle Bewegungen weich und fluffig zu machen. Mit einer etwas kürzeren Belichtungszeit bekommt ihr mehr Dynamik bei gleichzeitiger Beibehaltung der Details – perfekt für den Effekt „seidig fließendes Wasser“.
So gelingt die Langzeitbelichtung
Dafür gibt es keine Regeln, aber hier sind ein paar Tipps:
Denkt daran, frühzeitig an dem Ort zu sein, wo ihr eure Aufnahmen machen wollt. Das klingt banal, aber das Timing ist entscheidend, um bei der Langzeitbelichtung das zu erreichen, was ihr euch vorstellt. Ob es die Richtung der vorbeiziehenden Wolken ist oder der Wechsel der Gezeiten. Jetzt ist es an der Zeit, das Stativ aufzustellen (um Verwacklungen zu vermeiden) und den Bildausschnitt zu wählen.
Wenn der Bildausschnitt gewählt ist, stellt eure Kamera in den manuellen Modus. Stellt die Belichtungszeit so ein, dass sie zur Lichtsituation und dem Motiv passt. Je nachdem, welche Foto-Finish-Challenge ihr wählt, variiert die Belichtungszeit.
Neben der Belichtungszeit spielen auch Blende und ISO-Wert eine wichtige Rolle. Diese drei Säulen bestimmen Helligkeit, Unschärfe und die Lichtempfindlichkeit der Kamera. Der beste Weg, eure Ziele zu erreichen, ist herumzuprobieren – spielt mit dem manuellen Modus und der Belichtungssteuerung und seht, was für euch am besten funktioniert.
Macht abschließend eine Probeaufnahme und überprüft die Belichtung. Das könnt ihr mithilfe des Histogramms und des Fokus überprüfen. Endlich ist es soweit! Wir kennen jetzt das Was und Wie der Langzeitbelichtung. Also ist es an der Zeit, eine Foto-Finish-Challenge auszuwählen.
Langzeitbelichtungs-Challenge für Einsteiger
Bewegungsunschärfe in der Stadt
Ein guter Ausgangspunkt ist die Stadt. Wo Licht und Bewegung sind, gibt es viele Möglichkeiten zu experimentieren. Verlängert die Belichtungszeit und spielt mit Bewegungsunschärfe. Probieren, probieren und noch mal probieren! Wenn ihr Straßen mit vielen Autos fotografiert und so schöne Lichtspuren erzeugt, enstehen ganz andere Nachtaufnahmen. Beginnt mit einer Belichtungszeit von 1/30 und verlangsamt allmählich auf 1/15 oder 1/10.
Fließende Wasserfälle und Wolken
Wasserfälle sehen immer wie im Traum aus. Die besten Ergebnisse erzielt ihr, wenn ihr den ISO-Wert verringert und gleichzeitig die Blende erhöht (vorzugsweise die größte), um den Verschluss lange genug offen zu halten, und die Belichtungszeit auf ein bis fünf Sekunden reduziert.
Langzeitbelichtungs-Challenge für Enthusiasten
Belichtung mit Tageslicht meistern
Die Langzeitbelichtung bei Tageslicht ist eine große Herausforderung. Bei so viel Licht ist es nicht leicht, die Balance zwischen Belichtungszeit, ISO und Blende zu finden. Insbesondere bei grellem Licht, wenn das Bild selbst bei Blende 22 und ISO 100 wahrscheinlich überbelichtet ist. Um dem vorzubeugen, packt einen Neutraldichtefilter ein (oft auch als Graufilter bezeichnet). Dieser reduziert die Intensität des Lichts, das in die Kamera kommt. So habt ihr mehr Kontrolle über Belichtungszeit und Blende. Fotografiert normale, belebte Straßen in der Stadt, um eure Erfahrungen mit der Belichtung bei Tag zu verbessern.
Mehr dazu: Der unverzichtbare Leitfaden für Filter: Welche sind für Schnee, Wasser und Effekte geeignet?
Die Milchstraße aufnehmen
Versucht doch mal, den Sternenhimmel zu fotografieren. Geht an einen Ort, an dem ihr die Sterne und den Mond sehen könnt – am besten etwa vier Tage vor oder nach Neumond, da es dann am dunkelsten ist (Vollmond wirft zu viel Licht und übertüncht die Sterne). Wenn jedoch der Mond der Star der Show sein soll, ist die Dämmerung normalerweise besser als Mitternacht. Also wenn der Mond tiefer am Himmel steht und größer aussieht.
Stellt euer Stativ auf und überprüft noch einmal, dass ihr im RAW-Format fotografiert, damit ihr in der Nachbearbeitung mehr Spielraum habt. Legt dann den Bildausschnitt und die Bildkomposition fest. Ein guter Ausgangspunkt ist eine Belichtungszeit von 30 Sekunden mit Blende 2,8 und ISO 1600. Noch bessere Ergebnisse erzielt ihr, wenn ihr mehrere Bilder der Sterne miteinander kombiniert. Diese Technik nennen wir Focus Stacking; hier könnt ihr mehr darüber lesen.
Mehr dazu: Dramatische Nachthimmel mit Mikko Lagerstedt und der Nikon Z 8
Langzeitbelichtung für Fortgeschrittene
Malen mit dem Licht
Im Gegensatz zur herkömmlichen Langzeitbelichtung wird beim Light Painting eine bewegliche Lichtquelle verfolgt. Wählt den manuellen Modus mit einem ISO-Wert von etwa 100 bis 200, eine kleine Blende (etwa f/11) und eine Belichtungszeit zwischen 10 und 30 Sekunden. Nachdem diese Einstellungen eingerichtet sind, leuchtet mit einer Taschenlampe vor die Szene, die ihr aufnehmen möchtet – beispielsweise im Garten oder in der Wohnung – und bewegt die Lichtquelle während ihr fotografiert. Experimentiert mit den Einstellungen, bis ihr die gewünschten Ergebnisse erzielt.
Drohnen-Fotografie
Eine Drohne mit Lichtern, die Kreise in der Nachthimmel malt, ermöglicht ganz neue Lichtmalereien. Das erfordert viel Ausprobieren und Geduld, da ihr die Belichtung und die Zeit, die eine Drohne benötigt, um einen Kreis zu fliegen, aufeinander abstimmen müsst. Ihr wollt so etwas wie im Bild unten erreichen? Lest hier den Leitfaden von Olivier Wong zum Fotografieren mit Drohnen.
Die besten Objektive für Langzeitbelichtungen
Bereit loszulegen? Wir empfehlen diese Weitwinkelobjektive:
- Ein einsteigerfreundliches Weitwinkelobjektiv, das sich perfekt für Stadt-, Landschafts- und Stadtlandschaften eignet, ist das NIKKOR Z 28mm f/2.8.
- Mit dem Festbrennweitenobjektiv NIKKOR Z 35mm f/1.8 S bekommt ihr eine Langzeitbelichtung der Spitzenklasse mit einem atemberaubenden Bokeh.
- Die Zoomobjektive NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S oder NIKKOR Z 14-30mm f/4 S ermöglichen einen großen Bildausschnitt (die weiteste Einstellung ist 14 mm) und eignen sich perfekt für Langzeitbelichtungsaufnahmen bei wenig Licht.
Svöðufoss Wasserfall Bild von Scott Antcliffe. Einen Leitfaden für Fortgeschrittene zum Fotografieren von Winterlandschaften findet ihr hier.
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