Was ihr diesen Herbst am Himmel fotografieren solltet – vom Astrofotografen Göran Strand

Göran Strand Travel & Landscape13 Okt. 20238 min read
Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,

Der Herbst ist die perfekte Zeit, um die Milchstraße zu fotografieren. Zieht euch warm an, schnappt euch ein Weitwinkelobjektiv und befolgt die besten Tipps von Astrofotograf und Nikon Creator Göran Strand, um fantastische Bilder von der Galaxie zu machen

Göran Strands beeindruckende Bilder vom Sternenhimmel wurden von der NASA, National Geographic und auf einer Briefmarke in seinem Heimatland Schweden veröffentlicht. Seine Videos liefen bei vielen internationalen Nachrichtensendern, darunter dem Discovery Channel und wurden von Coldplay für „A Sky Full of Stars“ verwendet. Das Nikon Magazin sprach mit Göran über die besten Motive, die man am Herbsthimmel fotografieren kann, und über seine Tipps für die perfekte Aufnahme.

Wonach sollte man in diesem Herbst am Nachthimmel Ausschau halten, um ihn in den nächsten Monaten zu fotografieren?

Göran Strand: Hier in der nördlichen Hemisphäre ist es eine großartige Zeit für die Milchstraße und die Nordlichter (wenn ihr weiter oben im Norden wohnt). Der Herbst ist eine der besten Jahreszeiten, um die Milchstraße zu fotografieren, da wir mehr von der zentralen Region sehen als in den Wintermonaten. Im Spätwinter/Frühjahr können wir dann wieder mehr von der Zentralregion sehen.

Göran Strand
Das steckt in der Kameratasche
Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,

Welche Objektive würdest du empfehlen, wenn ich mit der Astrofotografie beginnen möchte, und warum?

Am einfachsten ist es, mit einem Weitwinkelobjektiv anzufangen. Sie ermöglichen längere Belichtungszeiten und fangen viel mehr schwaches Licht ein, bevor sich die Erdrotation in Form von Sternspuren bemerkbar macht. Wenn man die Brennweite auf 35 oder 50 mm erhöht, kann man nicht mehr so leicht lange Belichtungszeiten machen. Eine gute Faustregel ist die sogenannte „500er-Regel“, die viele Astrofotograf:innen verwenden. Die 500er-Regel besagt, dass man die Zahl 500 durch die Brennweite dividieren muss, um ein Bild ohne Sternspuren zu erhalten, um die maximale Belichtungszeit zu erhalten. Ein 20-mm-Objektiv würde beispielsweise eine Belichtungszeit von etwa 25 Sekunden ermöglichen und trotzdem die Sterne ohne Spuren aufnehmen. Wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, könnt ihr stattdessen mit 400 beginnen.

Sprechen wir über die Einstellungen. Machst du deine Aufnahmen komplett manuell? Was sind deine bevorzugten Belichtungseinstellungen?

Bei Nachtaufnahmen arbeite ich ganz manuell. Was die Belichtungseinstellungen angeht, so beginne ich an einem dunklen Ort normalerweise mit etwa 10-15 Sekunden bei ISO 3200 und f/2,8, um zu sehen, was ich bekomme. Von dort aus ändere ich meine Einstellungen, je nachdem, was ich aufnehme. Manchmal gehe ich sogar bis zu 20-30 Sekunden bei ISO 12 800, wenn die Bedingungen es zulassen. Ich mache mir keine Sorgen wegen des Rauschens in meinen Bildern, wenn ich eine so hohe ISO-Empfindlichkeit verwende – das lässt sich nachträglich in der Nachbearbeitung beheben. Wenn ich die Zeit habe und das Objekt, das ich fotografiere, es zulässt, nehme ich in der Regel mehrere Bilder. Durch Stapeln kann ich später das Rauschen reduzieren. Das funktioniert gut für die Milchstraße, aber nicht für die Nordlichter, da diese sich ständig verändern.

Natürlich ist ein Stativ unverzichtbar für die Astrofotografie mit Langzeitbelichtung. Was sind andere gute Dinge, die man haben sollte?

Ein Stativ ist unerlässlich. Außerdem ein Fernauslöser oder ein verzögertes Auslösen (zum Beispiel mit der Selbstauslöserfunktion). Ich benutze nur den Selbstauslöser meiner Kamera und stelle ihn je nach Brennweite auf 1 oder 2 Sekunden ein. Bei längeren Objektiven braucht man mehr Zeit, damit die Schwingungen vor der Belichtung abklingen können.

Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,
Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,

Wie bereite ich mich auf ein Nachtshooting vor?

Warme Kleidung! Wenn man lange still steht, wird einem kalt und wenn man friert, wirkt sich das auf die Stimmung und die Kreativität aus. Meine Erfahrung ist, dass man nie zu wenig mehr warme Klamotten anhaben kann, wenn man sich nicht bewegt. Außerdem empfehle ich etwas Warmes zu trinken und vielleicht etwas zu essen, je nachdem, wie lange ihr unterwegs sein wollt. Es ist gut, wenn man sich vor dem Wind schützen kann. Entweder hinter einem Auto oder mit einem kompakten, tragbaren Windschutz. Dann könnt ihr die Kamera auch vor Verwacklungen durch Wind schützen. Manchmal bringe ich auch einen Campingstuhl und ein Fernglas mit, damit ich mich hinsetzen und den Nachthimmel betrachten kann. Es ist schon verblüffend, was man durch ein normales Fernglas sehen kann.

Wie wichtig ist die Bildbearbeitung für deine Arbeit? Machst du viel oder wird das meiste in der Kamera mit nur ein paar kleinen Änderungen am Laptop erledigt?

Für mich ist die Nachbearbeitung vielleicht der wichtigste Schritt. Ich versuche, so schnell wie möglich eine erste Bearbeitung zu machen, während ich mich an das Gesehene erinnere, um sicherzustellen, dass die Farben richtig sind. Ein paar Tage später kann ich dann zu einem Bild zurückkehren, und sehen, ob ich mit meinem Ergebnis immer noch zufrieden bin. Ich habe festgestellt, dass sich meine Gefühle für ein Bild von Tag zu Tag ändern. Aber wenn ich nach ein paar Durchläufen genauso empfinde, dann ist es wahrscheinlich richtig. Zumindest für mich.

Die meisten Menschen beginnen mit dem Mond als Einstieg in die Astrofotografie. Was sind deine Tipps, um den Mond gut zu fotografieren?

Der Mond ist eines meiner Lieblingsobjekte am Himmel mit seinen verschiedenen Gesichtern und Tageszeiten, zu denen er zu sehen ist. Meiner Erfahrung nach kann man den Vollmond am besten einfangen, wenn er gerade über dem Horizont aufgeht. Dann bekommt ihr eine schöne Lichtbalance zwischen dem Vordergrund und dem Mond. Wenn der Mond höher am Himmel steht, wird er nicht so stark von der Erdatmosphäre behindert und ist viel heller, sodass ein wirklich kontrastreiches Bild entsteht. Fotografiert den Mond am Tag vor dem Vollmond, dann habt ihr noch mehr Tageslicht im Vordergrund und das Bild wird noch ausgewogener.

Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,
Photographs by Goran Strand for Nikon magazine,

Die Bildkomposition ist sehr wichtig für deine Arbeit. Kannst du ein wenig über deine Vorgehensweise erzählen?

Wenn ich losziehe, habe ich normalerweise eine grobe Vorstellung davon, was ich fotografieren möchte. Außerdem ist es eine gute Übung, einen Ort tagsüber auszukundschaften, um zu sehen, wie die Umgebung aussieht und was für Möglichkeiten sich bieten; vielleicht ein alter Baum, eine interessante Felsformation oder ähnliches. Ich versuche immer, einen interessanten Vordergrund zu finden, mit dem ich arbeiten kann. Den Himmel kann ich nicht ändern, aber den Vordergrund kann ich selbst bestimmen.

Verwendest du den Bildschirm oder den elektronischen Sucher (oder beides)?

Ich verwende meistens beides, vielleicht eher den elektronischen Sucher als den hinteren Bildschirm. Ich bin es einfach gewohnt, meine Fotos auf diese Weise auszurichten. Es fühlt sich natürlicher an. Ich benutze den Bildschirm jedoch bei Aufnahmen in Bodennähe, wo es schwierig wird, durch den elektronischen Sucher zu schauen. Eine Sache, die man beachten sollte: Verringert am besten die Helligkeit des Bildschirms und des Suchers, wenn ihr nachts fotografiert. Sonst ruiniert ihr euch eure Nachtsicht.

In gewisser Weise vermisse ich einen analogen Sucher. Vor allem, weil das Licht und die Farben genauso aussahen wie mit dem bloßen Auge. Aber der elektronische Sucher macht so viele Dinge in der Nacht einfacher. Daher bin ich froh, dass die Technologie sich so weiterentwickelt hat. Starlight View, verfügbar bei der Nikon Z 8 und der Z 9, ist eine meiner Lieblingsfunktionen. In meinem alten Sucher konnte ich mit einem Weitwinkelobjektiv kaum die hellsten Sterne erkennen. Jetzt kann ich den Vordergrund und die Sterne sehen, was mir bei der Bildkomposition bei Nacht viel Zeit spart.

Und zum Schluss – was hast du gerade in deiner Kameratasche?

Zurzeit habe ich einen Think Tank MindShift BackLight 36L Photo Daypack als Kameratasche.

Kameras

Nikon Z 9

Nikon Z 6II

Nikon D810A

Objektive

AF-S Fisheye NIKKOR 8-15mm f/3.5-4.5 E ED

NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S

NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S

NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S

NIKKOR Z MC 105mm f/2.8 VR S

NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S

Nikon Z Telekonverter TC-2,0x

Stative

Leofoto LM-323C mit HB-70 Kugelkopf

Leofoto Mr. Q LQ-284C mit LH-30 Kugelkopf

Filter

NiSi Filter Natural Night 150X150mm

NiSi Square Star Soft 150X170mm

NiSi Filter Black Mist 1/2 77mm

NiSi Filter Circular Polarizer True Color Pro Nano 77mm

NiSi Filter ND-Vario 1-5 Stops True Color 77mm

NiSi Filter Natural Night 77mm

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