Bildgestaltung: 7 Kompositionsraster für bessere Food-Fotos

Giulia VerdinelliMacro & Close-up06 Dez. 20244 min read
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Schluss mit dem Rätselraten beim Bildaufbau. Mit diesen sieben Kompositionsrastern gelingen euch mühelos professionelle Fotos

Eine gelungene Komposition entscheidet darüber, ob ein Bild gut oder ausgezeichnet ist. Es ist die Kunst, Elemente in einem Bild so anzuordnen, dass sie den Blick lenken und Aufmerksamkeit erregen. Das macht Fotos beeindruckend.

In mehr als zehn Jahren als professionelle Food-Fotograf:in für Top-Kunden wie National Geographic Food, Tesco und Waitrose, habe ich gelernt, wie mächtig die Bildkomposition ist.

So setzt ihr diese typischen Gestaltungsraster ein:

Am besten verwendet ihr sie in der Aufnahmephase als Kompositionshilfe. Ihr könnt sich aber auch in der Nachbearbeitung anwenden, wenn ihr eure Bilder zuschneidet. Ihr könnt sie beliebig in alle Richtungen drehen und wenden – sie behalten ihre Wirkung. Mit etwas Übung gehen sie euch in Fleisch und Blut über und ihr seht die Linien vor eurem geistigen Auge!

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Giulia Verdinelli
Food Photography

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Das steckt in der Kameratasche
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D750 + AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G, 50 mm, 1/160 s, f/10, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Die Drittelregel: Starten mit den Grundlagen

Möglicherweise kennt ihr die klassische Rasteransicht, wo der Bildausschnitt in neun gleich große Rechtecke unterteilt ist. Dieses Raster ist so beliebt, weil es die einfachste Möglichkeit ist, Bilder visuell interessanter zu gestalten.

So funktioniert’s: Platziert das Motiv außerhalb der Mitte, entlang der Rasterlinien oder an den Kreuzungspunkten. So schafft ihr eine dynamische und ansprechende Komposition. Diese Methode ist sehr wirkungsvoll bei minimalistischen Bildern mit einem Hauptmotiv und funktioniert gut in Kombination mit viel freier Fläche um das Motiv herum. Wenn der Bildausschnitt nicht mit zu vielen Elementen überladen ist, können die Augen der Betrachtenden einen Moment lang verweilen und das Motiv ohne Ablenkungen in seiner Gesamtheit erfassen.

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Z6II + NIKKOR Z 24-70mm f/4 S, 50 mm, 1/160 s, f/8, ISO 200 ©Giulia Verdinelli
Das Phi-Raster: Die intelligentere Drittel-Regel

Das Phi-Raster funktioniert besser, wenn ihr mit Requisiten arbeiten und das Hauptgericht im Mittelpunkt haben wollt – ohne die Steifheit einer perfekt zentrierten Kompositionen.

So funktioniert’s: Arrangiert das Motiv in der Mitte und die Requisiten in den vier Eckfeldern. Dadurch entsteht ein natürlicher Rahmen um das Motiv und die Komposition wirkt weniger überladen. Achtet darauf, dass die unterstützenden Elemente optisch leichter oder kleiner sind als das Motiv. Das schafft eine gewisse Hierarchie, insbesondere beim Fotografieren über Kopf.

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D750 + AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G, 50 mm, 1/200 s, f/7.1, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Die goldene Spirale: Müheloses Fließen

Die goldene Spirale ist eine Visualisierung des Goldenen Schnitts: eine mathematische Formel, die visuelle Harmonie und Proportionen beschreibt. Es ist ein bemerkenswertes Prinzip, das in der Natur beobachtet werden kann (beispielsweise bei Muscheln und Galaxien) und das Künstler:innen seit Jahrhunderten verwenden. Stellt euch eine Spirale vor, die den Blick sanft durch das Bild führt. Sie ist perfekt, wenn ihr eine fließende Bewegung der Augen erzeugen wollt.

So funktioniert’s: Platziert das Motiv in der Mitte der Spirale und die Elemente um das Motiv herum, entlang der geschwungenen Linie. Diese Methode eignet sich hervorragend für Überkopfwinkel und unruhigere Umgebungen. Nehmt ein AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G (wenn ihr ein Z-Bajonett habt, versucht es mit dem NIKKOR Z 50mm f/1.8 S oder mit einem FTZII-Adapter und einem F-Bajonett-Objektiv). Stellt eine mittlere Blende wie f/7.1 ein, um Schärfe im gesamten Bild zu gewährleisten.

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D750 + AF-S NIKKOR 24-70mm f/2.8 VR, 32 mm, 1/400 s, f/4.8, ISO 400 ©Giulia Verdinelli
Die goldenen Kreise: Ausgewogene Proportionen

Der goldene Schnitt kann auch als eine Reihe von Kreisen dargestellt werden, die genau zeigen, wie das Verhältnis des Hauptmotivs zu den Requisiten ausbalanciert werden kann. Für eine harmonische Wirkung könnt ihr ihre Größe oder visuelle Bedeutung an die Größe der Kreise anpassen.


So funktioniert’s: Verwendet Kreise für Proportionen, visuelles Gewicht und Position. Der größte Kreis stellt das Hauptmotiv dar, während die kleineren Kreise die ideale Größe und Platzierung für Beilagen oder Garnierungen bieten.

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D750 + AF-S NIKKOR 85mm f/1.8 G, 85 mm, 1/160 s, f/4, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Die goldenen Dreiecke: Lebendige Bilder

Dieses Raster unterteilt das Bild in vier Dreiecke und leitet den Blick entlang diagonaler Linien. Diese Methode eignet sich hervorragend, um Bewegung zu erzeugen und Bilder dynamisch und energiegeladen aussehen zu lassen.

So funktioniert’s: Am besten geht das mit kleineren Lebensmitteln wie Schokolade, Cupcakes oder Macarons. Arrangiert das Motiv entlang der Hauptdiagonalen, am Schnittpunkt der Dreiecke, und platziert die Requisiten, Speisen oder Garnierungen entlang der kürzeren Dreieckslinien. Nehmt hier eine längere Brennweite, z. B. das AF-S NIKKOR 85mm f/1.8 G (oder das NIKKOR Z 85mm f/1.8 S für Z-Bajonett) bei einer großen Blendenöffnung wie f/4, um das Motiv zu isolieren und dem Bild mehr Tiefe zu verleihen.

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D750 + AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G, 50 mm, 1/160 s, f/5.6, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Nutzt Symmetrie, um Wichtigkeit zu vermitteln

Manchmal ist es wichtig, das Motiv genau in der Mitte zu platzieren, um einen kühnen und wirkungsvollen Look zu erzielen – insbesondere wenn ihr mit visuell starken, gestylten Motiven arbeitet.

So gelingt es: Probiert es bei Flat Lays, direkt von oben fotografiert. Zum Beispiel mit runden Formen wie Pizzen, Schüsseln oder Tellern in minimalistischen Kompositionen. Symmetrie muss nicht starr sein. Brecht die Symmetrie mit einem Farbtupfer auf einer Seite des Tellers auf. Oder einer Struktur, beispielsweise mit einer Garnierung, einer Serviette oder Besteck. So wird die Komposition interessanter, ohne die Balance zu verlieren.

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D750 + AF-S NIKKOR 85mm f/1.8 G, 85 mm, 1/160 s, f/5, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Dynamische Symmetrie: Führung mit Leitlinien

Dieses Raster besteht aus vielen sich kreuzenden Linien. Es kann helfen, aus starreren, geradlinigen Kompositionen auszubrechen. Es kann ziemlich verwirrend aussehen, aber betrachtet es als eine endlose Kombination starker Leitlinien, die den Blick auf natürliche Weise von den Ecken direkt zum Motiv lenken.

So funktioniert’s: Platziert zunächst das Hauptmotiv in der Mitte des gebildeten Sechsecks. Ordnet dann die Requisiten entlang der Linien an, die von den Ecken ausstrahlen. Besteck eignet sich hervorragend als Leitlinie – ein Messer, das durch einen Kuchen schneidet, oder eine Gabel, die auf dem Tellerrand ruht.

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D750 + AF-S MICRO NIKKOR 105mm f/2.8 G, 105 mm, 1/200 s, f/9, ISO 100 ©Giulia Verdinelli
Kombinieren und anpassen: professionelle Komposition

Ein Getaltungsraster ist wirkungsvoll, aber die Kombination mehrerer Raster verleiht euren Bildern den professionellen Look. Viele von ihnen, zum Beispiel das Phi-Raster, die goldene Spirale, die goldenen Kreise, die goldenen Dreiecke und die dynamische Symmetrie, basieren auf denselben mathematischen Prinzipien und ergänzen sich daher auf natürliche Weise.

So funktioniert’s: Entscheidet euch für ein primäres Raster, um das Motiv zu positionieren, und legt dann andere darüber. Zum Beispiel könnte man bei einem Tisch mit vielen Personen in einem Winkel von oben die goldene Spirale und die Drittelregel verwenden, um das Hauptgericht zu platzieren. Nutzt dann die goldenen Kreise, um die richtigen Proportionen zwischen dem Motiv und den Requisiten zu bestimmen. Schließlich gestaltet ihr mit Besteck und Beilagen die Leitlinien entlang des dynamischen symmetrischen Rasters.

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D750 + AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G, 50 mm, 1/160 s, f/6.3, ISO 100 ©Giulia Verdinelli

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