Familie und Hochzeiten fotografieren: So gelingen bessere Gruppenporträts
Eure Gruppenporträts wirken ein wenig glanzlos? Der preisgekrönte Hochzeitsfotograf Paul Santos teilt seine besten Tipps – wie ihr die Kontrolle übernehmt und wie kurz die Verschlusszeit sein sollte
Gruppenporträts werden bei einer Hochzeit oft beiläufig aufgenommen. Dabei sind es genau diese Fotos, die wir später stolz auf unseren Kaminsimsen präsentieren.
„Diese Fotos sind wertvoll und werden mit der Zeit immer wertvoller“, erklärt der preisgekrönte Hochzeitsfotograf Paul Santos. „Bei der Hochzeit stehen diese wichtigen Menschen nicht zufällig ansprechend zusammen. Als Fotograf muss ich dafür sorgen, dass diese Bilder entstehen. Ich habe die Kontrolle darüber, wie und wo und wann das geschieht.“
Nachdem er vor mehr als 15 Jahren mit der Hochzeitsfotografie begonnen hatte (nach einem kurzen Abstecher in die Unternehmensfotografie), begann Paul, sich von Traditionen zu lösen. Man denke nur an die veralteten Posen: zu formell, oft emotionslos. Er wollte Fotos wie in Hochglanzmagazinen machen. Zeitlose Bilder, die mithilfe von Licht, Farbe, Emotionen, Bewegung und Bewegungsunschärfe entstehen.
Er wurde als „Rising Star“ bei den „International Stars of Wedding Photography“ (WPPI) ausgezeichnet, ist zweifacher Gewinner der „Top 50 Wedding Photographers in the World“ von Junebug und hat zahlreiche Preise bei den „International Wedding Photographer of the Year Awards“ gewonnen. Pauls Auszeichnungen sind vielfältig und seine Nikon-Kamera – zuerst die D90, jetzt die Z6II – ist sein ständiger Begleiter. Was hat er zu Gruppenporträts zu sagen?
Leitlinien festlegen
Baut eine Beziehung und Verbindung zu dem Brautpaar auf. Macht euch vor der Hochzeit klar, was für jedes Paar wichtig ist. „So weiß ich, was ich für den Tag brauche, und habe bereits eine Liste der unbedingt benötigten Bilder“, erklärt Paul. „So kann ich mich gut vorbereitet an die Arbeit machen.“
Mit 85 mm
In Pauls Fototasche – einem eleganten Modell aus Leder von Ted Baker mit maßgeschneiderten Schutzfächern – befinden sich zwei Nikon Z6II, ein NIKKOR Z 85mm f/1.8 S, NIKKOR Z 35mm f/1.8 S, NIKKOR Z 28-75mm f/2.8 und ein Blitzgerät SB-500.
Sein bevorzugtes Objektiv für Gruppenporträts? Das NIKKOR Z 85mm f/1.8 S. „Mit dem 85 mm kann man gut Abstand halten. So erhalte ich wunderbare Schärfe, wo ich sie haben will, und ein schönes Bokeh im Hintergrund. Bei Gruppenporträts nehmen die Menschen einen großen Teil des Bildes ein, was mit dem 85 mm noch einfacher ist.“
Wenn es Zeit für die verschiedenen Gruppenfotos ist, solltet ihr die abseits des Trubels machen. Sucht euch eine ruhige, luftige Umgebung, rät Paul.
Verwendet AF-S (Personenerkennung) und ein großes Messfeld (Personen)
Da sich niemand bewegt, wählt ihr Einzelfeld-AF, um die Kamera auf einen bestimmten Punkt zu fixieren. „Ich verwende für Gruppenporträts gern die automatische Messfeldsteuerung (Personen)“, erklärt Paul. „Bei einer großen Gruppe beschränkt das große Messfeld (Personen) die Fokussierung auf das jeweils ausgewählte bewegliche Feld. Das war Gold wert, als ich einmal ein Gruppenporträt vor einer Reihe von Gemälden fotografierte: Die Kamera wollte erst auch auf die Augen der Gemälde fokussieren.“
Top-Tipp: Verwendet das große Messfeld (Personen) für Konfetti-Fotos, um die Gesichter des Paares statt der umstehenden Gäste zu erfassen.
Maximal dreißig Minuten für Gruppenporträts
Nach einer halben Stunde Gruppenporträts schwinden das echte Lächeln und die Geduld. „Mein schrecklicher Humor kann die Leute leider nur eine bestimmte Zeit lang bei Laune halten!“, lacht Paul. „In dreißig Minuten schafft man acht bis zehn formelle Fotos. Und auf zehn Fotos kann man jede nur erdenkliche Kombination festhalten. Ich will schnell sein und dass die einzelnen Bilder zusammen passen. Daher nehme ich in der Regel alle Fotos an einem Ort auf“, erläutert Paul. „Ich möchte das Paar nicht zu lange von seinen Gästen trennen. Ein schnelles Setup fürs beste Ergebnis ist da ideal. Man muss immer wissen, wer die wichtigsten Personen sind – und sollte stets einen Zettel mit allen Aufnahmen dabeihaben, die sich das Paar wünscht.“
Alles im Griff
„Sprecht mit allen, die vor euch stehen, macht ihnen Komplimente. Helft den Eltern, gut zu stehen. Richtet unbeholfen baumelnde Arme neu aus (steckt zum Beispiel die Hand eines Mannes in seine Tasche). Erzählt schreckliche Witze und lasst die Gäste mit euch und manchmal auch über euch lachen. So baut ihr Vertrauen und eine Verbindung auf. Wie ihr die Leute platziert, das Licht, die Komposition und die Stimmung – all das macht ein Foto zu etwas ganz Besonderem. Und dann weiter mit dem nächsten Bild.“
Greift im Zweifelsfall zum Stuhl
Manchmal muss man etwas stärker in die Bildkomposition eingreifen. Stühle sind da oft hilfreich. „Bei dem Bild unten konnte ich meinem Faible für Symmetrie mit drei Brautjungfern auf jeder Seite gerecht werden. Hier sorgen die beiden Stühle für Ausgewogenheit und etwas mehr Struktur im Bild.“ Ich treffe diese Entscheidungen spontan vor Ort. Wenn die Gruppe lebhaft genug ist (wie im Landschaftsbild oben), gibt es oft keinen Grund, einzugreifen.
Verwendet ein Weitwinkel für ein Foto mit allen Gästen
Der beste Zeitpunkt für ein großes Gruppenfoto ist, wenn alle beisammen sind. Kurz bevor sie zum Essen gehen. Nehmt euer Weitwinkel und weist alle Personen an, zu euch herüberzuschauen. Wenn ihr etwas von oben fotografieren könnt, umso besser.
Stellt eine längere Verschlusszeit ein, um Bewegungen zu betonen.
Porträts müssen nicht starr sein. Fotografiert das Paar oder eine Gruppe absichtlich mit einer langen Verschlusszeit, um Bewegung zu zeigen – besonders, wenn sich das Brautkleid bewegt, rät Paul. „Stellt die Blende auf einen Wert von f/10 bis f/20, um das Licht abzuschwächen, und die Verschlusszeit auf etwa 1/20 Sekunde, um das Licht wieder hereinzubringen. So erhaltet ihr ein Foto voller Bewegung und Freude. Ohne Freude oder etwas anderem Interessanten darin ist es nur ein verschwommenes Foto. Wenn man Bewegung hinzufügt, entsteht mehr Stimmung und mehr Gefühl.“
Experimentiert mit Bewegungsunschärfe und Blitzlicht bei Nacht
Bewegungsunschärfe eignet sich perfekt für ein Bild, in dem bereits Bewegung vorhanden ist und ihr diese hervorheben möchtet. „Ich verwende gerne Bewegungsunschärfe, wenn die Frischvermählten nach der Trauung den Gang hinunterschreiten. Wenn sich das Kleid der Braut schön bewegt. Oder bei unerwarteten Gruppenumarmungen“, verrät Paul.
Bewegungsunschärfe auf der Tanzfläche kann zur Partystimmung beitragen. „Wenn man eine lebhafte Menschenmenge hat und die Umgebung dunkler ist, verwende ich eine lange Belichtungszeit von 1/10 Sekunde, ISO 800 bis 1000 und f/10“, erzählt Paul. „Ich stelle meinen Blitz entweder auf manuelle oder TTL-Blitzsteuerung. Der Blitz friert das Motiv ein, während die Verschlusszeit von 1/10 Sekunde Lichtspuren und Unschärfe zulässt. Dabei bleibt das Motiv im Fokus.“
Monochrom für mehr Emotionen
Ein Schwarz-Weiß-Foto enthält entweder starke Emotionen oder starke Lichtkontraste. „Bei emotionsgeladenen Bildern führt das Fehlen von Farben dazu, dass diese Emotionen vom Gehirn schneller verstanden und gefühlt werden. Das Gehirn muss schließlich keine Farbinformationen verarbeiten“, beschreibt Paul. „Wenn es um Kontrast und Licht geht, dann lenke ich mit dem Licht den Fokus darauf. So kann ich ein bestimmtes Motiv viel stärker in den Mittelpunkt stellen. Auf dem Bild unten steht Eleanor in einem dunklen Kloster aus dem 12. Jahrhundert. Sie wird nur durch ein Licht von der Seite beleuchtet, was ihr Kleid hervorhebt.“
Paul Santos’ Tipps für bessere Hochzeitsfotos
Achtet auf eine durchdachte Komposition und gutes Licht. Fangt authentische Gefühle und Momente ein. Die wichtigsten Faktoren für großartige Hochzeitsfotos sind dieselben, die schon immer den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Foto ausgemacht haben.
Ihr haltet das Vermächtnis des Paares fest. Macht aussagekräftige, zeitlose Erinnerungsfotos, die Bestand haben. Sie sollen zukünftigen Generationen einen authentischen Einblick in einen ganz besonderen und wichtigen Tag geben.
Seid euch des Moments bewusst. Die besten Fotos entstehen, wenn man sich voll und ganz dessen bewusst ist, was um einen herum und vor der Linse geschieht.
Habt Vertrauen in eure Ausrüstung und eine klare Vorstellung davon, was ihr von euren Bildern erwartet. Ich mache bei der Nachbearbeitung meist nur sehr wenig – Farbkorrekturen, ein wenig Beschneiden oder Begradigen. Mein Ziel ist, das Bild gleich schon mit der Kamera richtig hinzubekommen. Meine Ausrüstung und meine Einstellungen geben mir das nötige Vertrauen, was wiederum den Zeitaufwand für die Nachbearbeitung auf ein Minimum reduziert.
Tretet dem Nikon Professional Service bei. Das Programm bietet eine Reihe von Vorteilen – von professioneller Kameraunterstützung bis hin zu vorrangigen Reparaturen. Kürzlich konnte ich in Edinburgh die Nikon Z8 und Z9 ausprobieren – die Entscheidung für ein Upgrade fiel mir sehr schwer. Und jetzt gibt es auch die neue Nikon Z6III!
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